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Naturalismus (1880-1900) – Epoche der Literatur

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Epoche: Naturalismus

Naturalismus allgemein bezeichnet eine Stilrichtung, bei der die Wirklichkeit ohne jegliche Ausschmückungen oder subjektive Ansichten exakt abgebildet wird. Der Naturalismus gilt auch als Radikalisierung des Realismus.

Historischer Hintergrund

Zu Beginn der 1880er Jahre kam es zu großen Fortschritten und Weiterentwicklungen in den Wissenschaften, z. B. 1884 wurde die Dampfturbine, 1887 die Schallplatte und 1893 der Dieselmotor erfunden.

Bestimmend für die innen- und außenpolitische Entwicklung war Reichskanzler Bismarck. Im Deutschen Reich und in Europa wurde durch ihn eine gewisse Stabilität geschaffen, die erst wieder abnahm, als Bismarck 1890, wegen politischen Differenzen mit dem neuen Kaiser Willhelm II., zurücktreten musste.

Grundlagen des Naturalismus

Der Naturalismus beruhte nicht allein auf den Erkenntnissen der Naturwissenschaften, z. B. Charles Darwins Evolutionstheorien, er wurde auch stark von der Philosophie des Positivismus beeinflusst. Die wichtigste Bedeutung hatte aber die Milieutheorie Taines. Er fasste den Menschen als ein von Milieu und Rasse (Erbanlagen und soziale Verhältnisse) abhängiges Wesen auf.

Literatur des Naturalismus

Wie in meist jeder anderen Epoche sind auch im Naturalismus alle Gattungsarten vertreten: Lyrik, Epik und Dramatik. Jedoch unterscheiden sich die Anteile literarischer Schöpfungen in verschiedenen Zeitperioden. Zwischen 1880 bis 1885 dominierte neben Theorien und Proklamationen vor allem die Lyrik, von 1885 bis 1890 v. a. Prosatexte und seit den 90er Jahren Dramen und Romane.

     Herausbildung des Naturalismus

Die Strömung des Naturalismus lässt sich in drei wesentliche Abschnitte gliedern: den Frühnaturalismus (1880-1889), den Hochnaturalismus (1889-1895) und den Zerfall des Naturalismus (1895-?). Es ist jedoch zu beachten, dass die Perioden ineinander überfließen und die Strömung insgesamt schließlich ganz zerfließt.

Im Deutschland bildeten sich zwei Zentren heraus: München und Berlin. Zwei Jahre geben in der Entwicklung des Naturalismus einen entscheidenden Einschnitt: 1885 und 1889. 1885 wurde die Münchener Zeitung Die Gesellschaft gegründet, Arno Holz veröffentlichte seine Gedichtsammlung Buch der ZeitLieder eines Modernen. 1889 wurde in Berlin die „Freie Bühne“ gegründet, Hauptmanns Vor Sonnenaufgang hatte Premiere.

In den Zentren Berlin und München bildeten sich bestimmte Gruppierungen von naturalistischen Schriftstellern heraus. In Berlin sammelten sich um die Zeitschrift „Kritische Waffengänge“ von den Brüdern Hart, Bölsche, Holz und Schlaf. In München bildete sich 1885 eine Gruppe um die Zeitschrift Die Gesellschaft (gegründet von Michael Georg Conrad), der auch Hermann Conradi angehörte. Zwischen beiden Gruppierungen gab es starke Kontraste. 1886 entstand in Berlin der Verein „Durch!“.

Für die Entwicklung des Naturalismus trugen außerdem Auguste Comte und Hyppolite Taine einen entscheidenden Anteil. Comte kam mit Beobachtungen und Experimenten zu einer „positiven“ Methode der Analyse, anstatt auf Spekulationen zu vertrauen. Taine sah als Basis für positivistische Experimente die Einheit aus Rasse, Milieu und Moment. Er formulierte diese Aspekte in seiner Milieutheorie.

Arno Holz fand 1891 in seinem Werk Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze. eine Gesetzmäßigkeit in allen Ereignissen. Von ihm stammt die mathematische Formel „Kunst = Natur – x“. Das „x“, die Differenz aus Natur und Kunst, müsse dabei so klein wie möglich sein, damit die Literatur die Realität möglichst exakt abbildet.

     Lyrik des Naturalismus

Die wesentlichsten Probleme, die von der naturalistischen Lyrik behandelt wurden, lauten „Soziale Frage“ und Großstadt. Obwohl die Großstadtlyrik z.B. schon zur Hälfte des 19. Jahrhunderts in Paris auftrat, wurde das Sujet erst von den Naturalisten lyrisch erfasst. Die Probleme der urbanen Lebensweise drücken sich in einer Reizüberflutung aus, die bis weit in den Expressionismus hineinreicht. Dabei wird die Großstadt meist als Ort des Elends und Schmutzes wahrgenommen, ein Ort, an dem alle Aspekte der Natur verlorengegangen sind. Dies zeigt sich z. B. im Großstadtmorgen (1886) von Arno Holz.

Die soziale Lyrik tauchte meist gemeinsam mit der Großstadtlyrik auf. Ihr Inhalt war meist mit scharfer Sozialkritik geprägt.

Als bedeutendster Lyriker des Naturalismus zählt Arno Holz mit seinem Buch der Zeit (1886). Wichtige Merkmale seiner Lyrik sind Mittelachsenzentrierung, Verzicht auf Reim und Metrik, die den Rhythmus eines literarischen Werkes entscheidend beeinflussen.

     Naturalistische Prosa

Epischen Kleinformen, wie Skizze, Studie, Novelle, Kurzerzählung, usw. wurden von den Naturalisten vorrangig verwendet. Thema der Prosaformen waren unter anderem Auseinandersetzungen mit der Beziehung zwischen Dichter und Proletariat, Großstadt und Industrialisierung.

Eine vollkommen neue Erzähltechnik, die erstmals von den Naturalisten verwendet wurde, ist der Sekundenstil. Mit Hilfe dieser Technik wurde Sekunde für Sekunde Raum und Zeit geschildert, mit dem Ziel der Widerspiegelung der Realität.

Die Bezeichnung Sekundenstil wurde 1900 von Hanstein erfunden. Die Technik des Sekundenstils fand z. B. bei Bahnwärter Thiel von Hauptmann oder Papa Hamlet von Holz/Schlaf Anwendung. Eine weitere Technik, die man häufig in naturalistischer Prosa antrifft, ist der innere Monolog, der häufig mit den Gestaltungsmitteln des Sekundenstils übereinstimmt.

Gestaltungsmittel des Sekundenstils: photographisch und phonographisch exakte Wiedergabe der Wirklichkeitkaum auktoriale Erzählweise, vorwiegend personale Erzählweise und Dialogeexakte Darstellung der Dialoge mit allen Wörtern, Wortfetzen, Pausen, Dialekt, etc.annähernd zeitdeckende Erzählung (Erzählzeit = erzählte Zeit) bis hin zum Zeitlupeneffekt (Erzählzeit länger als erzählte Zeit)

     Naturalistisches Drama

In den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde das Drama zum wichtigsten Mittel literarischer Schöpfungen. Die schon in naturalistischer Prosa eingesetzten Techniken, wie Dialekt, Jargon, Milieuschilderung und Sekundenstil, kamen auch im Drama zum Ausdruck.

Gerhart Hauptmann (1862-1946)

Das Drama im Naturalismus wurde von vielen Seiten zur damaligen Zeit kritisiert. Hauptmanns Vor Sonnenaufgang, z. B., sah man als Vermischung von Epik und Dramatik an. Die Handlung im naturalistischen Drama wurde reduziert, im Zentrum stand die Darstellung der Charaktere.

Im Drama des Naturalismus ist die Einheit von Ort, Handlung und Zeit der einzelnen Akte eingehalten. Sie soll die Authentizität des Dargestellten verwirklichen. Die meisten Bühnenstücke haben einen offenen Anfang und offenen Ausgang.

Der Zurückgang des Dramatischen, die Reduzierung der Handlung und die Konzentration auf bestimmte Objekte waren er Ausgangspunkt für die Entwicklung des epischen Theaters für Brecht. Das Epische war notwendig, um das Soziale darzustellen.

Eine große Popularität genossen auch die Dramen von Ibsen in Deutschland.

Henrik Ibsen
Henrik Ibsen (1828-1906)

Literarische Formen im Naturalismus

  • experimentelle Prosa: Dialekt und Alltagssprache, Zeitdeckung, Sekundenstil, genaue Darstellung kleinster Bewegungen und des Mienenspiels
  • im Drama: ausführliche Regieanweisungen
  • „Revolution“ der Lyrik: geprägt von Arno Holz, äußerlich Zentrierung der Verse auf eine gedachte Mittelachse, z. B. Phantasus (Holz)

Arno Holz – Rote Dächer! aus Phantasus

Rote Dächer!
Aus den Schornsteinen, hier und da, Rauch,
oben, hoch, in sonniger Luft, ab und zu Tauben.
Es ist Nachmittag.
Aus Mohdrickers Gartern her gackert eine Henne,
die ganze Stadt riecht nach Kaffee.

Ich bin ein kleiner, achtjähriger Junge
und liege, das Kinn in beide Fäuste,
platt auf den Bauch
und kucke durch die Bodenluke.
Unter mir, steil, der Hof,
hinter mir, weggeworfen, ein Buch.
Franz Hoffmann. Die Sclavenjäger.

Wie still das ist!

Nur drüben in Knorrs Regenrinne
zwei Spatzen, die sich um einen Strohhalm zanken,
ein Mann, der sägt,
und dazwischen, deutlich von der Kirche her,
in kurzen Pausen, regelmäßig, hämmernd,
der Kupferschmied Thiel.

Wenn ich unten runtersehe,
sehe ich grade auf Mutters Blumenbrett:
ein Topf Goldlack, zwei Töpfe Levkoyen, eine Geranie
und mittendrin, zierlich in einem Zigarrenkistchen,
ein Hümpelchen Reseda.

Wie das riecht? Bis zu mir rauf!

Und die Farben!
Jetzt! Wie der Wind drüber weht!
Die wunder, wunderschönen Farben!

Ich schließe die Augen. Ich sehe sie noch immer.

Vertreter des Naturalismus

  • Wilhelm Bölsche (1861-1939)
  • Michael Georg Conrad (1846-1927)
  • Hermann Conradi (1862-1890)
  • Heinrich Hart (1855-1906)
  • Julius Hart (1859-1930)
  • Gerhart Hauptmann (1862-1946)
  • Arno Holz (1863-1929)
  • Johannes Schlaf (1862-1941)
  • Bruno Wille (1860-1928)
  • Ernst von Wolzogen (1855-1934)

Werke des Naturalismus

  • Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Poesie (1887) – Bölsche
  • Bahnwärter Thiel (1888) – Hauptmann
  • Vor Sonnenaufgang (1889) – Hauptmann
  • Papa Hamlet (1889) – Holz/Schlaf
  • Familie Selicke (1889) – Holz/Schlaf
  • Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze (1891) – Holz
  • Die Weber (1892) – Hauptmann
  • Meister Oelze (1892) – Schlaf
  • Der Biberpelz (1893) – Hauptmann
  • Fuhrmann Henschel (1898) – Hauptmann
  • Revolution der Lyrik (1899) – Holz

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Realismus (1848-1890) – Epoche der Literatur

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Epoche: Realismus

Realismus ist abgeleitet von lat. res – Ding, Sache, Wirklichkeit. Der Realismusbegriff ist äußerst vielschichtig und mehrdeutig. So tritt er in der Literatur z. B. als Stilmerkmal, in Form eines kritischen Realismus und sozialistischen Realismus, oder als Bezeichnung für eine Literaturperiode, als poetischer Realismus, auf.

Der Begriff des poetischen Realismus wurde von Otto Ludwig 1871 auf den deutschen Realismus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts angewandt.

Historischer Hintergrund

Im März des Jahres 1848 fand in Wien, Berlin und anderen Staaten des Deutschen Bundes die sogenannte Märzrevolution statt. 1861 wurde Wilhelm I. König von Preußen, 1862 Otto von Bismarck preußischer Ministerpräsident. Am 18. Januar 1871 kam es in Versailles zur Reichsproklamation. Der preußische König wurde zum deutschen Kaiser, Bismarck zum Reichskanzler.

Die Innenpolitik des Deutschen Reichs wurde vor allem durch die sogenannte „Zuckerbrot- und Peitschenpolitik“ Bismarcks bestimmt. Mit der „Zuckerbrotpolitik“ meint man die Schaffung der Sozialgesetze, um die durch Industrialisierung und Wirtschaftskrise verschärften sozialen Gegensätze zu bekämpfen. Die „Peitschenpolitik“ bezeichnet vor allem Bismarcks Streit mit den liberalen Parteien und den Sozialdemokraten.

Bismarck strebte nach der Reichsgründung eine friedliche Außenpolitik mit der Isolation Frankreichs an. Mit Bismarcks Rücktritt 1890 setze in der deutschen Außenpolitik unter Wilhelm II. ein Kurswechsel zu Aufrüstung und Kolonialpolitik ein.

Philosophischer Hintergrund

Die Philosophie der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war stark geprägt vom Positivismus und dem historischen Materialismus. Positivisten vertraten die Meinung, dass Erkenntnis nur aus empirischer Beobachtung der Natur und aus Erfahrung abgeleitet werden könne.

Die Hauptvertreter dieser Richtung waren Auguste Comte (1798-1857) und Hippolyte Taine (1828-1893). 1848 wurde das Kommunistische Manifest von Marx und Engels veröffentlicht. Der historische Materialismus, z. B. von Karl Marx (1818-1883) oder Ludwig Feuerbach (1804-1872) vertreten, betrachtet die gesellschaftliche Entwicklung des Menschen materialistisch. Wichtig ist dabei, dass das Sein über das Bewusstsein dominiert.

Literatur des Realismus

Diskussionen über Inhalte und Formen von Literatur fanden hauptsächlich in literarischen Zirkeln, wie z. B. in dem 1827 gegründeten „Tunnel über der Spree“ in Berlin, statt als in einer breiten Öffentlichkeit.

     Merkmale realistischer Literatur

Realistische Literatur durfte nicht bloß eine Wiedergabe der Wirklichkeit sein, sondern musste mit literarischen Mitteln die Realität verarbeiten. Die Dichter des Realismus kombinierten dabei eine genaue Realitätsbeschreibung mit einer subjektiven Erzählhandlung. Häufig wurde die Wirklichkeit mit Humor und Ironie verklärt.

Ein weiteres Merkmal ist die formale, inhaltliche und stoffliche Einfachheit in oft breiter Ausgestaltung. Auf drastische Stilmittel wurde weitestgehend verzichtet. Durch eine harmonische Verbindung der inneren und äußeren Räumlichkeiten in vielen Werken und durch die breite Ausgestaltung wurde beim Leser der Eindruck der Realität und die unmittelbare Anteilnahme daran erweckt.

     Lyrik des Realismus

Nach 1848 setzte im Grenzboten eine heftige Kritik an der Metaphernüberladenheit der Restaurationslyrik, wie sie z. B. teilweise in den Gedichten Droste-Hülshoffs zu finden ist, ein, um der Entfernung der Lyriksprache von der Alltagssprache entgegenzuwirken. Dies zeigt sich z.B. in Hebbels Gedichten Ich und Du (1843), Ein Bild aus Reichenau (1848), Herbstbild (1852) und Liebesprobe (1854).

Die Lyriker im Realismus wollten in ihren Gedichten nicht etwas Realistisches darstellen, sondern eine poetische Welt zur Realität schaffen. Bedeutende deutschsprachige Lyriker im Realismus waren Storm, Fontane, Meyer, Keller und Ferdinand von Saar. Die lyrischen Werke dieser Autoren treten heute oft in den Schatten ihrer epischen Werke oder geraten fast in Vergessenheit.

C. F. Meyer verband in seinen Gedichten (Der römische BrunnenZwei SegelDer schöne TagAuf dem Canal Grande) eine genaue Sinnliche Darstellung der Wirklichkeit mit einer symbolischen und subjektiven Deutung. Solche Gedichte werden auch Dinggedichte bezeichnet. Charakteristisch für sie ist, dass das Ding objektiv und distanziert betrachtet wird und alles Unwesentliche dabei vernachlässigt wird.

     Epik im Realismus

1855 erschien Gustav Freytags Roman Soll und Haben, der zum Vorbild für die ganze Epoche wurde. Einer der wichtigsten Vertreter der Epik im Realismus war Fontane. Seine ersten Werke waren zunächst noch frei von Gesellschaftskritik oder Aufklärung bestehender Missverhältnisse, diese kamen erst in seinen späteren Werken, meist aber versteckt, zum Ausdruck.

In Effi Briest (1895) übte Fontane, wenn auch verhalten, Kritik an den Konventionen und Normen der preußischen Gesellschaft und ihrem Ehrenkodex und zeigt die Unfähigkeit des Adels, ihr zu entkommen. Der Roman basiert auf einer wahren Begebenheit aus dem Jahr 1886, bei der sich ein preußischer Offizier mit einem Amtsrichter wegen eine Liebesaffäre dessen mit seiner Frau duellierte.

Die Novelle fand in der Zeit des Realismus ihren Höhepunkt. Es entstanden zahlreiche Novellenzyklen und Novellen, wie in noch keiner anderen Epoche zuvor.

Noch heute sehr bekannt ist z. B. Kellers Novellenzyklus Die Leute von Seldwyla oder Storms Novellen Der Schimmelreiter und Immensee. Aber auch viele andere Autoren waren als Novellisten tätig, so z. B. Conrad Ferdinand Meyer, A. Stifter (Der Hochwald), Theodor Fontane (Schach von Wuthenow), Jeremias Gotthelf (Die schwarze Spinne), Franz Grillparzer (Der arme Spielmann), Wilhelm Raabe (Zum wilden Mann), Ferdinand v. Saar und Marie von Ebner-Eschenbach.

     Realistisches Drama

Das Drama trat im Realismus weit hinter Epik und Lyrik zurück. Von den Dramatikern dieser Zeit sind lediglich Hebbel und Grillparzer besonders hervorgetreten und populär geworden.

Bedeutende, noch heute gespielte Dramen Hebbels sind Judith (1843), Maria Magdalene (1843) und Agnes Bernauer (1851). Grillparzer wurde v. a. durch Die Ahnfrau (1817) und die Dramentrilogie Das goldene Vlies (1821) berühmt.

Literarische Formen im Realismus

  • Dinggedicht
  • Entwicklungsroman
  • Gesellschaftsroman
  • Historischer Roman
  • Novelle
  • Dorfgeschichte

Dinggedicht:
In einem Dinggedicht wird ein Ding objektiv und distanziert betrachtet. Alles Unwesentliche entfällt bei der Betrachtung. Das Ding wird daher nicht nur symbolisch, sondern auch subjektiv erfasst. Häufig werden Gegenstände der bildenden Kunst zum Thema eines Dinggedichtes und werden somit neu geschaffen. Dinggedichte sind z. B. bei Mörike, Conrad Ferdinand Meyer und Rilke zu finden.

Entwicklungsroman:
Ein Entwicklungsroman zeigt den Entwicklungsprozess einer Figur, die oft zum Ideal einer Gesellschaftsschicht heranreift, in Korrespondenz mit ihrer Umwelt.

Gesellschaftsroman:
Ein Gesellschaftsroman beschreibt die zeitgeschichtlichen Verhältnisse einer Gesellschaft genau und übt meist Kritik an ihren Missständen aus.

Historischer Roman:
Ein historischer Roman lehnt sich an historisch authentische Ereignisse und Personen an. Wie nah dabei die Anlehnung an die Realität ist, hängt vom jeweiligen Autor ab.

Dorfgeschichte:
Merkmale einer Dorfgeschichte sind Klarheit und Einfachheit, die durch Volkstümlichkeit bewirkt werden, und eine Erzählperspektive aus bäuerlicher Sicht.

Vertreter des Realismus

Werke des Realismus

  • Die schwarze Spinne (1842) – Gotthelf
  • Maria Magdalene (1844) – Hebbel
  • Immensee (1850) – Storm
  • Gedichte (1852) – Storm
  • Bunte Steine (1853) – Stifter
  • Der grüne Heinrich (1854/55; 1879/80) – Keller
  • Soll und Haben (1855) – Freytag
  • Die Leute von Seldwyla (erster Band, 1856) – Keller
  • Pankraz, der Schmoller
  • Romeo und Julia auf dem Dorfe
  • Frau Regel Amrain und ihr Jüngster
  • Die drei gerechten Kammacher
  • Spiegel, das Kätzchen
  • Der Nachsommer (1857) – Stifter
  • Die Nibelungen (1861) – Hebbel
  • Der Hungerpastor (1864) – Raabe
  • Die Ahnen (1872) – Freytag
  • Ein Bruderzwist in Habsburg (1872) – Grillparzer
  • Die Leute von Seldwyla (zweiter Band, 1874)
  • Kleider machen Leute
  • Der Schmied seines Glückes
  • Die mißbrauchten Liebesbriefe
  • Dietegen
  • Das verlorne Lachen
  • Zum wilden Mann (1874) – Raabe
  • Vor dem Sturm (1878) – Fontane
  • Irrungen, Wirrungen (1887) – Fontane
  • Der Schimmelreiter (1888) – Storm
  • Frau Jenny Treibel (1892) – Fontane
  • Effi Briest (1895) – Fontane
  • Der Stechlin (1898) – Fontane

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Junges Deutschland & Vormärz (1825-1848) – Epoche der Literatur

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Epoche: Junges Deutschland & Vormärz

Der Begriff Vormärz als Epochenbezeichnung bezeichnet den Zeitraum zwischen 1815 und 1848. Die Literatur des Vormärz wird unterteilt in Junges Deutschland und den eigentlichen Vormärz.

Die Bezeichnung Junges Deutschland wurde zuerst 1834 in Ludolf Wienbargs Ästhetischen Feldzügen verwendet. Es verband die Ablehnung der Restauration und des Adels und das Einsetzen für Presse- und Meinungsfreiheit.


Die literarische Strömung des eigentlichen Vormärz setzte 1840 ein und endete 1848 mit der gescheiterten Märzrevolution.

Historischer Hintergrund

1815 wurde der Wiener Kongress eingeleitet, bei dem die Neuordnung Europas geregelt wurde. Die Zeit zwischen 1815 und 1848 war geprägt von dem Interessenskonflikt zwischen den deutschen Fürsten, welche sich für eine Restauration einsetzten, und dem „Jungen Deutschland“ (Studenten und Professoren), das nach Freiheit und einer politischen Einheit strebte.

1815 kam es zur Gründung des Deutschen Bundes zwischen 39 Einzelstaaten. Es kam außerdem zur Gründung von Burschenschaften, zuerst in Jena, später auch in anderen deutschen Städten.

1819 wurden die Karlsbader Beschlüsse gefasst, welche die Burschenschaften verboten, die Überwachung von Universitäten einleiteten, eine Buch- und Pressezensur einführten und den Einsatz von Spitzeln erlaubten.

1834 kam es zur Gründung des Deutschen Zollvereins, der die innerdeutschen Zollschranken beseitigte und somit eine wirtschaftliche Einheit herstellte. Die Enttäuschung über die unerfüllten Hoffnungen des „Jungen Deutschlands“ und das Festhalten an der alten Ordnung deutscher Fürsten führte 1848 schließlich zur Märzrevolution.

Philosophischer Hintergrund

Der philosophische Hintergrund der Restaurationszeit war vor allem von der Philosophie Friedrich Hegels (1770-1831) und seinen Schriften Phänomenologie des Geistes (1806), Wissenschaft der Logik (1812/16), Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften (1817) und Grundlinien der Philosophie des Rechts (1831) geprägt.

Literatur des Jungen Deutschlands

     Zensur

1819 wurde für alle Staaten des Deutschen Bundes eine Vorzensur eingeführt. Sie betraf alle Texte unter 20 Bogen (entspricht 320 Seiten). Damit fielen alle Schriften darunter, die für ein breites Publikum zugänglich waren, wie Zeitungen, Zeitschriften und viele Bücher. Verboten war vor allem die Kritik an den herrschenden politischen Verhältnissen, wie an der Regierung oder an dem Adel.

     Lyrik des Jungen Deutschlands

1827 erschien Heines Buch der Lieder, in dem seine frühen Gedichte zusammengefasst sind. Es besteht aus fünf Zyklen: Junge LeidenLyrisches IntermezzoDie HeimkehrAus der Harzreise und Die Nordsee. Besonders die Gedichte der Zyklen Lyrisches Intermezzo und Die Heimkehr prägten Heines literarischen Ruhm.

Sie zeichneten sich durch Liedhaftigkeit und metrische Einfachheit aus und trugen keine Überschriften. Die am häufigsten anzutreffende Strophenform ist die Volksliedstrophe. Das Thema dieser Gedichte war meist eine unerfüllte oder unerreichbare Liebe.

     Epik des Jungen Deutschlands

Die Epik erschien den jungdeutschen Schriftstellern als die geeignetste Gattung für ihre Werke, da sie durch ihre Regelfreiheit sich am besten ihren verschiedenen Inhalten anpassen konnte.

Die Reiseliteratur hatte mit Heinrich Heine einen Höhepunkt im 19. Jahrhundert. Neben ihrer informierenden und unterhaltenden Funktion, kam ihr mit Heine vor allem eine politisch aufklärende Funktion zu. Seine Reisebilder-Sammlung erschien in vier Teilen zwischen 1826 und 1831:
Band I (1826) enthielt Die HeimkehrDie Harzreise und Die Nordsee, 1. und 2. Abteilung;
Band II (1827) Die Nordsee, 3. AbteilungIdeen. Das Buch Le Grand und Neuer Frühling;
Band III (1830) Italien 1828. I. Reise von München nach GenuaII. Die Bäder von Lucca;
Band IV (1831) Italien 1828. III. Die Stadt Lucca. – Englische Fragmente.

Der wohl bedeutendste Reisebericht dieser Sammlung war Die Harzreise (1826), die nach Heines Wanderung durch den Harz im Sommer 1824 entstand und 1826 veröffentlicht wurde. In diesem Reisebild verarbeitete Heine durch satirisch-witzige Elemente die aktuellen politischen Verhältnisse in Deutschland.

1834 erschien die wohl bekannteste Flugschrift des Jungen Deutschlands, Der Hessische Landbote von Georg Büchner und Friedrich Ludwig Weidig auf ca. 1000 Exemplaren anonym und unter einer fingierten Ortsangabe. Im Hessischen Landboten werden die hessischen Bauern zur Revolution gegen die Obrigkeit aufgerufen.

     Dramatik des Jungen Deutschlands

Als einer der wichtigsten Dramatiker trat Christian Dietrich Grabbe hervor, der vor allem das Geschichtsdrama bevorzugte. In seinem bekanntestem Werk, Napoleon oder Die hundert Tage, das 1831 erschien, legte Grabbe wichtige Grundsteine für die Entwicklung des epischen Dramas. Seine Dramen sind von Pessimismus bestimmt, enden aber nicht im Weltschmerz, sondern kritisieren stark das Wirklichkeitsverständnis seiner Zeit.

Junges Deutschland und Vormärz
Georg Büchner (aus: Wikimedia)

Georg Büchner wurde von seinen Zeitgenossen kaum beachtet. 1835 erschien das in nur fünf Wochen geschriebene Drama Dantons Tod, das aber erst 1902 uraufgeführt wurde. 1836 entstand das erste soziale Drama der deutschen Literatur, Büchners Woyzeck. Darin wird zum ersten Mal ein aus der untersten gesellschaftlichen Schicht stammender Mensch zum Helden einer Tragödie. Dieser war durch den Druck seiner sozialen Stellung gezwungen, seine Geliebte zu töten.

Vertreter des Jungen Deutschlands

Werke des Jungen Deutschlands

  • Reisebilder. Erster Teil (1826) – Heine
  • Die Heimkehr
  • Die Harzreise
  • Die Nordsee
  • Reisebilder. Zweiter Teil (1827) – Heine
  • Die Nordsee
  • Ideen. Das Buch Le Grand
  • Neuer Frühling
  • Buch der Lieder (1827) – Heine
  • Don Juan und Faust (1829)- Grabbe
  • Reisebilder. Dritter Teil (1830) – Heine
  • Die Reise von München nach Genua
  • Die Bäder von Lukka
  • Napoleon oder Die hundert Tage (1831) – Grabbe
  • Der Hessische Landbote (1834) – Büchner
  • Dantons Tod (1835) – Büchner
  • Woyzeck (1836) – Büchner
  • Die Romantische Schule (1836) – Heine
  • Lenz (1839) – Büchner

Literatur des Vormärz

Mit dem Beginn der 40er Jahre spitzte sich die Politisierung der Literatur radikal zu und fand ihre Rechtfertigung erstmals auch in der Programmatik, in welcher der Versuch einer Begründung der Politik als Gegenstand der Literatur unternommen wurde.

     Lyrik des Vormärz

Die Lyrik war für die Autoren des Vormärz die wichtigste Gattung, in der sie ihre politischen Absichten ausdrücken konnten. Mit der Veröffentlichung der Sammlung Gedichte eines Lebendigen (1841) wurde Georg Herwegh trotz Zensurverbots zu einem weit bekanntem Dichter.

Der Gebrauch der Lyrik als politisches Instrument, wie sie z. B. von Herwegh, Freiligrath und Fallersleben eingesetzt wurde, fand jedoch nicht bei allen Schriftstellern Zustimmung und führte zu heftigen Diskussionen.

     Epik – am Bsp. Heines Deutschland. Ein Wintermärchen (1844)

Junges Deutschland und Vormärz
Heinrich Heine (aus: Wikimedia)

Das Versepos Deutschland. Ein Wintermärchen entstand nach Heines Deutschlandreise im Jahr 1843 von Paris nach Hamburg. In dem 27 Kapitel umfassenden versifizierten Reisebilden beschrieb und parodierte Heine die aktuellen gesellschaftlichen Verhältnisse in Deutschland, wie z. B. das Zoll-, Zensur- oder Militärwesen oder die Monarchie. Die Motive für die Reise sind Heimweh und Wiedersehen mit der Mutter.

Im ersten Kapitel schildert das lyrische Ich seine Eindrücke, Gefühle und Gedanken beim Betreten Deutschlands nach langer Abwesenheit. Mit dem Entsagungslied wird Kritik am Alten und an der Kirche geübt. Im neuen Lied wird eine Vision vom zukünftigen Deutschland hergestellt.

Den dichterischen Höhepunkt des Werkes bildet die Auseinandersetzung mit der Barbarossa-Sage in den Kapiteln 14 bis 17. In dem fiktiven Gespräch des lyrischen Ichs mit der Barbarossa-Gestalt findet eine Konfrontation des Barbarossas mit der aktuellen politischen Realität statt. Das Ergebnis des Gesprächs ist eine Absage an den volkstümlichen Barbarossa-Mythos.

     Dramatik des Vormärz

Karl Gutzkow schrieb in der Zeit des Vormärz eine Vielzahl von Tragödien, die aber kaum Nachwirkungen hinterließen und rasch auf den Spielplänen wieder verschwanden. Seine Lustspiele jedoch gehörten auf vielen Bühnen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zum festen Repertoire.

Sein wohl bekanntestes Lustspiel, Das Urbild des Tartüffe, wurde 1844 in Oldenburg uraufgeführt und erschien 1847. Anhand der Intrigen, die zur Verschiebung der Uraufführung von Molieres Tartuffe führte, stelle er die Zensurmaßnahmen seiner Zeit satirisch dar.

     Beginn der sozialistischen Literatur

In der Revolution von 1848 war das Bürgertum die führende Kraft. Doch in dieser Zeit kam es auch zur Herausbildung der Arbeiterklasse als eigenständige politische Kraft. Die wichtigsten Theoretiker waren Karl Marx (1818-1883) und Friedrich Engels (1820-1895) mit ihren gemeinsamen Werken Die deutsche Ideologie (1845/46), Das Elend der Philosophie (1847) und Manifest der Kommunistischen Partei (1848), in denen sie die Theorie vom historischen Materialismus entwickelten.

Formen der sozialkritischen Literatur waren:
Arbeiter- und Industrieromane, Reportagen, Skizzen und Berichte.

Literarische Formen im Vormärz

  • politische Lyrik
  • Reisebericht/ Reisebild
  • Skizze
  • Zeit- und Gesellschaftsroman
  • Geschichtsdrama
  • soziales Drama
  • Novelle

Vertreter des Vormärz

Werke des Vormärz

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Biedermeier (1815-1848) – Epoche der Literatur

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Epoche: Biedermeier

Der Begriff Biedermeier wurde zunächst von den Realisten abwertend zur Kritik der Literatur der Restaurationszeit verwendet. In der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert wandte sich die Bedeutung des Begriffs ins Positive. Man verband damit Vorstellungen von der „guten alten Zeit“, jenseits aller politischen Wirren, sowie Häuslichkeit, Geselligkeit im kleinen Kreis und die Zurückgezogenheit ins Private.

Historischer Hintergrund

1815 wurde der Wiener Kongress eingeleitet, bei dem die Neuordnung Europas geregelt wurde. Die Zeit zwischen 1815 und 1848 war geprägt von dem Interessenskonflikt zwischen den deutschen Fürsten, welche sich für eine Restauration einsetzten, und dem „Jungen Deutschland“ (Studenten und Professoren), das nach Freiheit und einer politischen Einheit strebte.

1815 kam es zur Gründung des Deutschen Bundes zwischen 39 Einzelstaaten. Es kam außerdem zur Gründung von Burschenschaften, zuerst in Jena, später auch in anderen deutschen Städten.

1819 wurden die Karlsbader Beschlüsse gefasst, welche die Burschenschaften verboten, die Überwachung von Universitäten einleiteten, eine Buch- und Pressezensur einführten und den Einsatz von Spitzeln erlaubten.

1834 kam es zur Gründung des Deutschen Zollvereins, der die innerdeutschen Zollschranken beseitigte und somit eine wirtschaftliche Einheit herstellte. Die Enttäuschung über die unerfüllten Hoffnungen des „Jungen Deutschlands“ und das Festhalten an der alten Ordnung deutscher Fürsten führte 1848 schließlich zur Märzrevolution.

Philosophischer Hintergrund

Der philosophische Hintergrund der Restaurationszeit war vor allem von der Philosophie Friedrich Hegels (1770-1831) und seinen Schriften Phänomenologie des Geistes (1806), Wissenschaft der Logik (1812/16), Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften (1817) und Grundlinien der Philosophie des Rechts (1831) geprägt.

Literatur des Biedermeier

Die Biedermeierdichtung versuchte dem Konflikt zwischen Wirklichkeit und Ideal sowie den politischen Spannungen eine heile poetische Welt mit dem Ziel der Harmonisierung entgegenzusetzen. Bevorzugt wurden kleine literarische Formen.

In der biedermeierlichen Literatur wurde das sittliche Ideal der Zeit – genügsame Selbstbescheidung, Zähmung der Leidenschaften, Unterordnung unter das Schicksal, politische Haltung des Mittelwegs, Schätzung des inneren Friedens und kleinen Glücks, Bedacht auf Ordnung, Hang zum Pietismus, Interesse für Natur und Geschichte – dargestellt.

Dabei kamen oft die biedermeierlichen Lebensgefühle wie Resignation, Weltschmerz, Schwermut, Stille, Verzweiflung und Entsagung zum Ausdruck, die nicht selten zu Hypochondrie und Selbstmord führten. GrillparzerLenau und Mörike beispielsweise litten in ihren letzten Lebensjahren an Hypochondrie; Stifter und Raimund dagegen gingen in den Freitod.

Sprachliche Kennzeichen biedermeierlicher Literatur sind besonders die Schlichtheit in Form und Sprache, Volkstümlichkeit, Detailgenauigkeit und Bildlichkeit.

     Lyrik im Biedermeier

Die biedermeierliche Lyrik zeichnet sich sowohl in ihrer Form als auch in ihrem Inhalt vor allem durch Einfachheit und Volksliedhaftigkeit aus. Wichtige Themen waren: Liebe, Religion, Vergänglichkeit, Entsagung und häusliches Glück. Wie schon in der Romantik, traten auch im Biedermeier häufig Gedichtzyklen auf, z. B. bei Droste-Hülshoff (Heidebilder (1841/42)), Grillparzer, Lenau und Mörike.

     Epik im Biedermeier

In der Epik waren im Biedermeier kurze Erzählformen, wie z. B. Novelle und Kurzgeschichte, beliebt. Die wichtigste epische Kleinform in der Biedermeierzeit war die Novelle. Die Judenbuche Annette von Droste-Hülshoffs, Die schwarze Spinne Jeremias Gotthelfs und Der arme Spielmann Franz Grillparzers gelten als die bekanntesten Beispiele für Novellen des Biedermeiers.

Trotz der Tendenz zu kleinen Formen in der Biedermeierzeit entstanden auch größere epische Dichtungen, die ebenso einflussreich waren. Die von Karl Immermann verfassten Romane Die Epigonien. Familienmemoiren in neun Büchern (1836) und Münchhausen. Eine Geschichte in Arabesken (1838/39), Mörikes Maler Nolten (1832) und Stifters Der Nachsommer (1857) gelten als die wichtigsten ihres Genres.

     Biedermeierliches Drama

Die drei bedeutendsten Dramatiker des Biedermeier stammen aus ÖsterreichGrillparzer, der in der Tradition des Wiener Burgtheaters stand, und die beiden Volksbühnenautoren Nestroy und Raimund. Eine melancholische und pessimistische Einstellung zur Welt prägt die Werke aller drei Autoren.

Literarische Formen im Biedermeier

  • Balladen
  • Novellen
  • Kurzgeschichten
  • Studien/ Skizzen (bes. Stimmungsbilder)
  • Verserzählungen
  • Volkslustspiele, wie Possen, Komödien und Zauberstücke

Skizze/Studie:
Ein Skizze/Studie ist ein selbständiger, jedoch formal und stilistisch bewusst unausgestalteter Prosatext. Diese Erzählform überschneidet sich häufig mit anderen, z. B. der Erzählung, der Kurzgeschichte oder dem Bericht.

Zauberstück:
Ein Zauberstück ist eine Spielvorlage, die übernatürliche Requisiten und Personal beinhaltet. Man unterscheidet zwischen Zauberspiel (z. B. Raimund: Die gefesselte Phantasie), Zaubermärchen (z. B. Raimund: Der Verschwender), Zauberposse (z. B. Nestroy: Der böse Geist Lumpazivagabundus; Raimund: Der Barometermacher auf der Zauberinsel) und Zauberoper (z. B. Schikaneder: Die Zauberflöte).

Vertreter des Biedermeiers

Werke des Biedermeiers

  • Die Ahnfrau (1817) – Grillparzer
  • Maler Nolten (1832) – Mörike
  • Der böse Geist Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt (1832) – Nestroy
  • Die Epigonen. Familienmemoiren in neun Büchern (1836) – Immermann
  • Heidebilder (1841/42) – Droste-Hülshoff
  • Der Hochwald (1841) – Stifter
  • Die Judenbuche. Ein Sittengemälde aus dem gebirgichten Westfalen (1842) – Droste-Hülshoff
  • Die schwarze Spinne (1842) – Gotthelf
  • Der arme Spielmann (1848) – Grillparzer
  • Ein Bruderzwist in Habsburg (1848) – Grillparzer
  • Don Juan. Ein dramatisches Gedicht (1851) – Lenau
  • Bunte Steine (1853) – Stifter
  • Der Nachsommer (1857) – Stifter
  • Die Jüdin von Toledo (1872) – Grillparzer

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Romantik (1798-1835) – Epoche der Literatur

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Epoche: Romantik

Der Begriff Romantik stammt vom altfranzösischen romanz, romant oder roman ab, welche alle Schriften bezeichneten, die in der Volkssprache verfasst wurden. Romantisch bedeutet etwas Sinnliches, Abenteuerliches, Wunderbares, Phantastisches, Schauriges, Abwendung von der Zivilisation und Hingabe zur Natur.

Die Romantik als Epoche zeichnete sich durch romantisches Denken und romantische Poesie aus, z. B. Kritik an der Vernunft, Aufhebung der Trennung zwischen Philosophie, Literatur und Naturwissenschaft, Naturnähe, Erleben des Unbewussten.

Philosophische Grundlagen

Die Philosophischen Grundlagen der Romantik sind eine Gegenposition zur Rationalität der Aufklärung. Ein Vorläufer war in Deutschland die Gefühlsbetontheit der Empfindsamkeit. Eine wichtige Bedeutung erhielt die Romantik in Bezug auf die Orientierung an der mittelalterlichen Lebensweise und Kultur und der Hinwendung zur Volkspoesie.

Die Philosophie der Romantik war geprägt von einer subjektiven Weltanschauung. In Fichtes Wissenschaftslehre (1794) stand ein von Sittlichkeit befreites und schöpferisches Ich im Mittelpunkt. Außerdem wurde die Einheit von Natur und Geist betont, die z. B. in Schellings Ideen zu einer Philosophie der Natur (1797) zum Ausdruckt kam.

Geschichtsbezug und Historischer Hintergrund

Die Romantik entstand in einem Wechsel von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft und verstärkte die Entwicklung eines bürgerlichen Selbstbewusstseins. Jedoch gab es in der Romantik kaum gesellschaftskritische Stimmen.

1806 kam es zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und zur Gründung des Rheinbundes. 1807-1814 wurden die Preußischen Reformen eingeleitet (Bauernbefreiung, Gewerbefreiheit, Städteordnung, Heeresreform, Bildungsreform, Judenemanzipation). 1812 zog Napoleon in den Krieg gegen Russland.

In der Zeit zwischen 1813-1815 fanden die Befreiungskriege statt. Vom 16.-19.10.1813 fand die Völkerschlacht bei Leipzig statt. Am 18.06.1815 unterlag Napoleon in der Schlacht bei Waterloo. 1815 wurde der Wiener Kongress eingeleitet, bei dem die Neuordnung Europas geregelt wurde.

Literatur der Romantik

Die ersten romantischen Werke waren Wackenroders Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders (1797) und Tiecks Franz Sternbalds Wanderungen (1798). Sie zeigten unterschiedliche Betrachtungsweisen vom Wesen der Kunst. Der eigentliche Beginn der Romantik wird allerdings mit der Vereinigung der Brüder Schlegel, Novalis, Humboldts und Schellings in Jena datiert.

     Epochen der Romantik

Anders als in anderen Epochen, wechselten in der Romantik die literarischen Zentren. Das erste wichtige Zentrum war Jena, zur Zeit der Frühromantik. Heidelberg war das Zentrum der Hochromantik, und Berlin wurde zum Zentrum der Spätromantik.

          Frühromantik / Jenaer Romantik (1798-1804)

Das Zentrum der Frühromantik war Jena mit dem Freundeskreis um die Brüder Schlegel, Novalis, Schelling, Humboldt, Veith und Böhmer. Es entstanden hier erste programmatische Dichtungen. Einen großen Einfluss auf die Verbreitung des romantischen Denkens übte August Wilhelm Schlegel mit seinen Vorlesungen aus.

Eine große Bedeutung kommt den Jenaern Romantikern zu Gute: Sie setzten sich für die Förderung der Weltliteratur ein, z. B. August Wilhelm Schlegel mit seinen Dramenübersetzungen von Shakespeare. Es entstanden auch Literaturzeitschriften (z. B. Athenäum, 1798-1800), in welchen sie ihre Schriften publizierten.

          Hochromantik / Heidelberger Romantik (1804-1818)

Das Zentrum der Hochromantik war Heidelberg mit dem Dichterkreis um Joseph von EichendorffArnimBrentano. Nebenzentren waren München und Berlin, wo Schelling und Schleiermacher tätig waren. Die besondere Leistung der Hochromantiker war die Förderung der Volkspoesie (Sagen, Märchen, u. a.), z. B. von Arnim und Brentano mit Des Knaben Wunderhorn oder Kinder- und Hausmärchen und Deutsche Sagen der Gebrüder Grimm.

          Spätromantik / Berliner Romantik (1816-1835)

Berlin, mit den Salon der Rahel Levin-Varnhagen, war das Zentrum der Spätromantik. Im Mittelpunkt dieses Dichterkreises standen Ludwig Tieck, Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, Adam von Müller, Bettina von Arnim und Friedrich de la Motte Fouqué. Im Salon fanden zahlreiche Begegnungen, Diskussionen und Debatten unter den Spätromantikern statt. Nebenzentren waren Wien (Eichendorff, August Wilhelm Schlegel), Schwaben (Uhland, Mörike) und München (Schelling, Görres).

     Literaturtheorie der Romantik

Im Vordergrund romantischer Dichtungen standen Stimmungen, Gefühle und Erlebnisse. Mit fragmentarischen Ausdrucksformen drückten die Dichter das Unbewusste in ihrer Schaffensweise und Wirklichkeitssicht aus. Der Roman als Prosaform konnte dem Anspruch der Universalität zwar gerecht werden, doch wurde von ihm aber kaum Gebrauch gemacht. Die Dramatik blieb in der Epoche der Romantik nur gering ausgeprägt, da ihr die Vermischung von Epik, Drama und Lyrik nur schwer umzusetzen war. Die vorherrschende literarische Gattung war die Lyrik.

Im 116. Athenäums-Fragment, das 1798 mit anderen Fragmenten in der Zeitschrift Athenäum erschien, fasste Friedrich Schlegel die wichtigsten Merkmale romantischer Literatur zusammen: „Die romantische Poesie ist eine progressive Universalpoesie“. Progressivität bedeutet Fortschritt, niemals vollendet oder abgeschlossen zu sein und offen für neue Formen und Inhalte zu sein. Die Universalität der Form steht für die Aufhebung der Grenze zwischen den Gattungen und den Künsten.

Friedrich Schlegel forderte eine Vermischung von Poesie (an den Vers gebundene Sprache) und Prosa (Alltagssprache), von Genialität (Künstler) und Kritik (Publikum) und von Kunstpoesie und Naturpoesie (Volkspoesie). Freundschaft und Liebe sind das Ideal für die zwischenmenschlichen Beziehungen. Poetische Individuen sind harmonische Individuen, die auf Liebe und Freundschaft eingehen können. Die Funktion der Poesie ist die Poetisierung, d. h. die Harmonisierung, der Gesellschaft.

     Lyrik der Romantik

Romantik
Joseph v. Eichendorff (Wikimedia)

Die romantische Lyrik war geprägt von einer volksliedhaften Einfachheit und einem Höchstmaß an sprachlicher Kunst sowie der von Goethe eingeleiteten Natur- und Erlebnislyrik. Eine volkstümlich orientierte Lyrik ging von Eichendorff Uhland, Wilhelm Müller, Mörike und Chamisso hervor. Zu den bedeutendsten romantischen Lyrikern zählt Novalis mit seinen Geistlichen Liedern (1799) und die in rhythmisierter Prosa verfassten Hymnen an die Nacht (1800).

Mondnacht
Joseph Freiherr von Eichendorff

Es war, als hätt‘ der Himmel
die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt‘.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Aehren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

     Drama der Romantik

Das Drama war in der Romantik eine weniger bevorzugte Gattung, da die Vorstellungen von Progressivität und einer Vermischung der Gattungen mit den strengen Gesetzmäßigkeiten des Dramas nur schwer zu vereinbaren waren. Lyrische Elemente zeigten sich beispielsweise in Form von eingebundenen Gedichten oder Liedern, epische Elemente in Kommentierungen. Einige Autoren befassten sich dennoch intensiv mit dem Drama, darunter Ludwig Tieck, Clemens Brentano und Joseph Freiherr von Eichendorff. Die Dramen der Romantik waren jedoch vor allem als Lesedrama konzipiert. Sie eigneten sich weniger zur Aufführung, da sie zum Teil sehr komplex oder sehr umfangreich waren.

Ein großes Vorbild für die Romantiker war William Shakespeare. Die Komödie war eine beliebte dramatische Form in der Romantik, daneben genoss auch das Geschichtsdrama eine große Bedeutung, z. B. Kaiser Octavianus (1804, Tieck), Die Gründung Prags (1815, Brentano) und Der letzte Held von Marienburg (1830, Eichendorff). Das bekannteste Beispiel für eine romantische Komödie ist Ludwig Tiecks Der gestiefelte Kater. Ein Kindermärchen in drei Akten, mit Zwischenspielen, einem Prologe und Epiloge (1797).

          Der gestiefelte Kater (1797, Ludwig Tieck)

Der Stoff für Tiecks Gestiefelten Kater geht zurück auf das französische Märchen Le Maître Chat ou le Chat botté von Charles Perrault (1628-1703). Die Komödie Tiecks handelt von einem Stück im Stück und spielt daher auf mehreren Ebenen. Auf der Bühne wird eine weitere Theaterbühne dargestellt, die das Stück über einen gestiefelten Kater aufführt. Neben den fiktiven Figuren gibt es ein fiktives Publikum, einen fiktiven Dichter und fiktives Bühnenpersonal, das mit den Figuren untereinander agiert. Die fiktiven Zuschauer kommentieren dabei die eigentliche Handlung oder sprechen die Schauspieler direkt an. Doch auch die Schauspieler fallen gelegentlich aus ihrer Rolle. Der fiktive Dichter nimmt oft eine Vermittlerrolle zwischen diesen beiden Gruppen ein.

„Kot w butach“ (aus. Wikimedia)

Der Inhalt des dargestellten Stücks im Stück handelt vom Müllersohn Gottlieb, der nach dem Tod seines Vaters den sprechenden Kater Hinze erbt. Dieser verspricht Gottlieb, ihn zu Reichtum zu führen, wenn Gottlieb für Hinze ein Paar Stiefel anfertigen lässt. Durch eine Reihe zahlreicher Streiche erwirbt Hinze ein Königreich und eine Prinzessin für Gottlieb.

Das Märchen endet mit einem Happy End, das Stück jedoch in einem Chaos und Misserfolg. Die fiktiven Zuschauer sind mit der Handlung höchst unzufrieden, loben aber die schöne Dekoration. Der Dichter, der die Zuschauer auf sein Stück einstimmte, dass die Handlung nicht zu ernst zu nehmen sei, verlässt enttäuscht die Bühne.

Der gestiefelte Kater stellt ein Bruch mit dem Illusionstheater zeitgenössischer Dichtungen und Aufführungen dar, wie beispielsweise den Dramen der Aufklärung und der Klassik. Es gibt mehrere Ebenen der Darstellung, die miteinander vermischt werden und daher nicht nur den fiktiven sondern auch den realen Zuschauer verwirren sollen. Ludwig Tieck übte damit Kritik am Theaterverständnis und am Theaterpublikum seiner Zeit.

Die Komödie Tiecks hatte auf die spätere Literatur eine große Wirkung, z. B. auf E. T. A. Hoffmanns Lebensansichten des Katers Murr (1820/22). Der gestiefelte Kater gilt auch als ein Vorläufer des epischen Dramas Bertolt Brechts.

          Romantische Ironie

Die „romantische Ironie“ ist eine eigenständige literaturtheoretische Position der Ironie, die vor allem von Friedrich Schlegel geprägt wurde. Dabei sollte die Ironie nicht mehr nur ein einzelnes stilistisches Element im Kunstwerk sein, sondern das Kunstwerk insgesamt prägen.

Dies zeigt sich formal darin, dass es einen unendlichen Wechsel zwischen gegensätzlichen Elementen gibt, beispielsweise Illusionierung und Desillusionierung. Auch spielte die Selbstreflexion des Kunstwerks innerhalb des Kunstwerks eine wichtige Rolle. Als Beispiel für die praktische Umsetzung dieser theoretischen Vorstellungen gilt Der gestiefelte Kater Tiecks. Das ununterbrochene Wechselspiel zwischen gegensätzlichen Elementen zeigt sich in den ständigen Unterbrechungen der Bühnenhandlung durch Zuschauer, Schauspieler oder den Dichter. Selbstreflexive Momente werden von vielen Figuren artikuliert, am deutlichsten z. B. im Dritten Akt in der Szene „Saal im Palast“, in der zwei Figuren über die Qualität des Stückes Der gestiefelte Kater streiten.

     Prosa der Romantik

Als Vorbild der romantischen Erzählprosa betrachtete man Goethes Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre. In der Frühromantik wurden meist Bildungs- und Entwicklungsromane geschrieben, z. B. Novalis‚ Heinrich von Ofterdingen. Doch auch der romantische Roman verlor, ähnlich dem romantischen Drama, an Bedeutung, da eine zunehmende Vermischung mit Gedichten, Liedern, etc. stattfand. Während die romantische Erzählprosa mehr und mehr an Bedeutung verlor, wuchs das Interesse am, meist in trivialer Form auftretenden, Schauerroman.

Epische Kurzformen, wie Erzählung, Novelle, Kunstmärchen und Märchen, waren sehr beliebt. Die Novelle eignete sich mit ihrem unmittelbaren Einsetzen der Handlung und ihrem offenen Ausgang besonders gut für die romantischen Dichter.

In der Romantik stieg das Interesse für Volksdichtungen (Volkslieder, Sagen, Märchen), das bereits am Ende des 18. Jahrhunderts durch Herder ausgelöst wurde. Die Rückbesinnung auf das Mittelalter spielte für die Romantiker dabei eine wichtige Rolle. Die Volksdichtungen wurden dabei teilweise umgedichtet und in Sammlungen veröffentlicht, z. B. die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn von Arnim und Brentano oder die Märchensammlung Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm.

Literarische Formen in der Romantik

  • Bildungs- und Entwicklungsroman
  • Schauerroman
  • Volkslied
  • Sage
  • Märchen
  • Kunstmärchen

Vertreter der Romantik

Werke der Romantik

  • Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders (1797) – Wackenroder
  • Der gestiefelte Kater (1797) – Tieck
  • Der blonde Eckbert (1797) – Tieck
  • Franz Sternbalds Wanderungen (1798) – Tieck
  • Athenäum-Fragmente (1798) – Friedrich Schlegel
  • 116. Athenäums-Fragment
  • Brief über den Roman (1798) – Friedrich Schlegel
  • Hymnen an die Nacht (1800) – Novalis
  • Godwi oder Das steinerne Bild der Mutter (1801) – Brentano
  • Geistliche Lieder (1802) – Novalis
  • Heinrich von Ofterdingen (1802) – Novalis
  • Kaiser Octavianus (1804) – Tieck
  • Des Knaben Wunderhorn (1806-1808) – Arnim, Brentano
  • Kinder- und Hausmärchen (1812) – Gebrüder Grimm
  • Fantasiestücke in Callots Manier (1813/15) – E. T. A. Hoffmann
  • Jaques Callot
  • Ritter Gluck
  • Kreisleriana
  • Don Juan
  • Nachricht von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza
  • Der Magnetiseur
  • Der goldene Topf
  • Peter Schlemihls wundersame Geschichte (1814) – Chamisso
  • Die Gründung Prags (1815) – Brentano
  • Die Elixiere des Teufels (1815/16) – E. T. A. Hoffmann
  • Deutsche Sagen (1816) – Gebrüder Grimm
  • Nachtstücke (1816) – E. T. A. Hoffmann
  • Der Sandmann
  • Ignaz Denner
  • Die Jesuitenkirche in G.
  • Das Sanctus
  • Das öde Haus
  • Das Majorat
  • Das Gelübde
  • Das steinerne Herz
  • Das Marmorbild (1819) – Eichendorff
  • Die Serapionsbrüder (1819/21) – E. T. A. Hoffmann
  • Die Bergwerke zu Falun
  • Nußknacker und Mausekönig
  • Doge und Dogaresse
  • Meister Martin der Küfner und seine Gesellen
  • Die Brautwahl
  • Der unheimliche Gast
  • Das Fräulein von Scuderi
  • Lebensansichten des Katers Murr nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblättern (1820/22) – E. T. A. Hoffmann
  • Die schöne Müllerin (1821) – Wilhelm Müller
  • Lieder der Griechen (1821/24) – Wilhelm Müller
  • Meister Floh (1822) – E. T. A. Hoffmann
  • Die Winterreise (1824) – Wilhelm Müller
  • Aus dem Leben eines Taugenichts (1826) – Eichendorff
  • Der letzte Held von Marienburg (1830) – Eichendorff

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Klassik (1786-1832) – Epoche der Literatur

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Epoche: Klassik

Das Wort klassisch stammt vom lateinischen Wort classicus, mit dem man Angehörige der höchsten Steuerklasse bezeichnete. In der Bedeutung erstrangig wurde dieses Wort bald auf andere Bereiche übertragen. Heute meint man mit klassisch etwas zeitlos Gültiges, Überragendes und Vorbildhaftes. Im schöpferischen Sinne bedeutet es die Orientierung an antiken Stil- und Formmustern.

Historischer Hintergrund

Im Jahre 1789 fand die große Französische Revolution statt. 1792 brach die Herrschaft der Jakobiner und gleichzeitig auch die Zeit des Terrors an. Durch einen Staatsstreich gelangte Napoleon Bonaparte 1799 an die Macht in Frankreich, 1804 wurde er zum französischen Kaiser. 1806 kam es zur Gründung des Rheinbundes, der Schutzherrschaft Napoleons über die rheinischen Staaten. In den Schlachten bei Jena und Auerstedt wurden die preußischen Truppen 1806 vernichtend geschlagen.

Zwischen 1807 und 1814 wurden in Preußen wichtige Reformen vollzogen, die einen großen Einfluss auf die Gesellschaft hatten: Bauernbefreiung, Selbstverwaltung der Städte, Gewerbefreiheit, Judenemanzipation, Bildungsreform und Heeresreform.

Nach Napoleons gescheitertem Russlandfeldzug 1812 setzen 1813 die Befreiungskriege gegen Frankreich ein. In der Schlacht bei Waterloo 1815 wurde Napoleon endgültig besiegt. 1815 regelte der Wiener Kongress die Neuordnung Europas.

Philosophischer Hintergrund

Wichtig für die Herausbildung des Idealismus war die Philosophie Immanuel Kants. In seiner Kritik der reinen Vernunft (1781-87) untersuchte er die Erkenntnisfähigkeit des Menschen. In der Kritik der praktischen Vernunft (1788) versucht er Gründe für das sittliche Handeln zu finden, das nicht nur auf Konventionen und Geboten beruhen kann, sondern aus einem sittlichen Willen resultiert. In der Kritik der Urteilskraft (1790) beschäftigte sich Kant auch mit der Ästhetik. Schöne Kunst ist für ihn Kunst eines Genies, denn sie ist exemplarisch.

Literatur der Klassik

Die Dichtung der Klassik war sehr vom Idealismus geprägt. Sie zielte auf eine geschlossene Form, auf Vollendung, auf Humanität, auf Sittlichkeit und auf Harmonie. In Schillers Briefen über die ästhetische Erziehung des Menschen (1795) forderte er eine Wahrnehmung der Kunst, die auch die Gesellschaft befördert. Durch die ästhetische Erziehung wurde die Natur durch die Kunst überwunden, die aber wieder Natur ist, um Harmonie zu erreichen. Ziel der klassischen Dichtung war nicht Abbildung oder Nachahmung der Natur, sondern das Wesen der Dinge zu erfassen.

     Klassikverständnis

Das Klassikverständnis ging auf die Betrachtung antiker Bildkunst zurück. Von ihr wurde z. B. durch Winkelmann abgeleitet, was das Schönheitsideal ausmachte. Für Winkelmann war das Menschenbild geprägt durch „edle Einfalt und stille Größe“. „Edle Einfalt“ meint die Einfachheit des behandelten Stoffes, „stille Größe“ eine große Geisteshaltung.

     Goethe und Schiller als Dichtungstheoretiker

J.W. von Goethe (Bild aus: Wikipedia)

Goethes Aufsatz Einfache Nachahmung der Natur, Manier, Stil (1789) stellt das Ergebnis seines Kunstlebens in Italien dar: des Studiums des Natur- und Volkslebens und dem Römischen Karneval. In dieser Theorie unterscheidet er zwischen drei Methoden des Kunstschaffens: Nachahmung (natürliche Erfassung der Natur), Manier (Ausdruck des individuellen Sicht der Dinge) und Stil (Erfassung des Wesens der Dinge). Der Stil ist das höchste Mittel der Darstellung.

Schiller (Bild aus: Wikimedia Com.)

Schillers Briefe Über die ästhetische Erziehung des Menschen (1795) stellen den Versuch dar, das Schöne zu bestimmen und die Frage nach der Funktion der Kunst innerhalb der Kulturentwicklung des Menschen zu klären, besonders in der Zeit nach der Französischen Revolution. Für Schiller ist eine revolutionäre Umgestaltung der Gesellschaft, wie die Französische Revolution, zum Scheitern verurteilt. Politische Veränderungen können erst erreicht werden, wenn der Mensch seine Harmonie wiedergefunden hat.

     Beförderung der Humanität

Herder versucht in seinen Briefen zur Beförderung der Humanität auf theoretische Weise zu klären, wie Humanität befördert werden kann. Goethe zeigt es praktisch z. B. an Hermann und Dorothea. Ehe, Freundschaft, geistige Übereinkunft führen zu einer harmonischen Menschengemeinschaft. Revolution wirkt sich darauf auflösend aus. Die Vervollkommnung des Menschen soll durch den Tatgedanken und vollkommene Menschen bewirkt werden, z. B. „und es versetze darauf die kluge verständige Hausfrau“. Die Figuren repräsentieren das Ideal des Individuums. Sie sind tugendhaft, besitzen Modellcharakter, haben eine Rolle in der Gemeinschaft und sind Ausdruck des Allgemeinen, Wesenhaften, Charakteristischen (=> Stil).

     Die klassische Ballade

Die Balladenproduktionen der Klassiker im Jahr 1797 waren Werkstatterfindungen. Die klassische Ballade beschränkt sich auf die Arbeiten Schillers und Goethe in den Jahren 1797 und 1798, die in den „Musenalmanach für das Jahr 1798“ und „Musenalmanach für das Jahr 1799“ veröffentlicht wurden.

Im sog. „Balladenjahr“ 1797 machten Schiller und Goethe die Ballade zum Gegenstand eines „bewussten Kunstwillens und ästhetischen Experiments“. Im „Musenalmanach für das Jahr 1798“ erschienen Goethes

Im „Musenalmanach für das Jahr 1799“ erschienen Schillers Der Kampf mit dem Drachen und Die Bürgschaft.

Literarische Formen in der Klassik

  • Bildungsroman
  • Ideendrama
  • Charakterdrama

bevorzugte Formen der Lyrik:

Ode:
(griech. Lied, Gesang) = feierliches Gedicht, aber gedämpfter als Hymne; reimlos; festgelegte Strophenformen: Antike Odenmaße: alkäische Ode, sapphische Ode und asklepiadeische Ode; geprägt von Erhabenheit und Würde

Hymne:
(griech. Festgesang) = feierlicher Lob- und Preisgesang; meist freie Rhythmen

Sonett:
Festgelegt sind: Versmaß, Reim, Strophenform und Länge. Ein Sonett besteht aus 14 Versen und hat als Versform den Alexandriner. Unterschieden wird zwischen Italienischem Sonett (Petrarca-Sonett), das sich aus 2 Quartetten und 2 Terzetten zusammensetzt, und Elisabethanischem Sonett (Shakespeare-Sonett), bestehend aus 3 Quartetten und einem abschließenden Reimpaar.

Distichon:
Kombination von Hexameter und Pentameter; meist reimlos

Stanze:
Strophenform zu acht Versen, mit fünfhebigem Jambus und weiblicher Kadenz; Reimschema: ab ab ab cc

Vertreter der Klassik

Werke der Klassik

  • Iphigenie auf Tauris (1787) – Goethe
  • Don Carlos, Infant von Spanien (1787) – Schiller
  • Die Götter Griechenlands (1788) – Schiller
  • Faust, ein Fragment (1790) – Goethe
  • Briefe zur Beförderung der Humanität (1793-97) – Herder
  • Über die ästhetische Erziehung des Menschen, in einer Reihe von Briefen (1795) – Schiller
  • Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795/96) – Goethe
  • Über naive und sentimentale Dichtung (1795/96) – Schiller
  • Das Lied von der Glocke (1797) – Schiller
  • Hermann und Dorothea (1797) – Goethe
  • Wallenstein (1798/99) – Schiller
  • Maria Stuart (1800) – Schiller
  • Wilhelm Tell (1804) – Schiller
  • Faust I (1806) – Goethe
  • Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit (1811/14) – Goethe
  • West-östlicher Divan (1819) – Goethe
  • Urworte. Orphisch (1820) – Goethe
  • Wilhelm Meisters Wanderjahre (1821) – Goethe
  • Faust II (1831) – Goethe

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Sturm und Drang (1740-1790) – Epoche der Literatur

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Epoche: Sturm und Drang

Der Begriff des Sturm und Drang ist von Klingers gleichnamigem Drama Sturm und Drang (1776) hergeleitet. Der Beginn der Epoche wurde mit dem Erscheinen der herderschen Fragmente 1767 markiert. Der Sturm und Drang endet mit dem Wandel Goethes und Schillers zu Klassikern, ausgelöst durch Goethes Bildungsreise nach Italien und Schillers Kant-Studien.

Literatur des Sturm und Drang

     Geniekult

Im Mittelpunkt neuer ästhetischer Betrachtungen steht nun das Genie, nicht mehr die Regelpoetik. Die Zeit des Sturm und Drang wird auch als Geniezeit bezeichnet, die viele Genies hervorbrachte, und in welcher der Dichter gegenüber anderen Menschen herausgehoben wurde. Starke Impulse erhielten die Genies durch Shakespeare. Er avancierte bei den Stürmern und Drängern zum Vorbild als genialer Dichter.

Ein Entstehungsgrund für den Geniekult war auch der hinzugekommene starke Konkurrenzdruck auf dem literarischen Markt. Die neue Literatur ist einerseits durch Genialität, andererseits durch Subjektivität geprägt worden. Der Sturm und Drang darf nicht als Kampf gegen die Aufklärer gesehen werden. Mit dem Sturm und Drang trat die Aufklärung in eine neue Phase ein. Die aufklärerische Rationalität wurde durch die Gefühlsregungen der Stürmer und Dränger erweitert. Verstand und Gefühl bildeten nun eine Einheit.

     Das Drama im Sturm und Drang

Die bevorzugte literarische Form der Stürmer und Dränger war das Drama, ihm wurde eine erzieherische und bildende Rolle zugeschrieben. Mit Werken wie Die Räuber (1781) und Kabale und Liebe (1784) von Schiller und dem Götz von Berlichingen (1773) von Goethe wurde das deutsche Theater mit dem französischen und englischem Theater ebenbürtig.

Die Behandlung aktueller Gesellschaftsprobleme ist eine Neuerung des Dramas des Sturm und Drang gegenüber anderen Epochen. Eines haben die Dramen des Sturm und Drang alle gemeinsam: Am Ende scheitert der Held an den gesellschaftlichen Verhältnissen und kann seine Identität nur durch Mord, Freitod oder Selbstverstümmelung bewahren.

Wichtige Themen der Dramen im Sturm und Drang waren Freiheitskampf gegen die Gesellschaft (z. B. Schiller: Kabale und LiebeDie Räuber; Goethe: Götz von Berlichingen; Klinger: Die Zwillinge) und gesellschaftliche Geschlechterauffassungen (z. B. Lenz: Die Soldaten).

     Der Roman im Sturm und Drang

Der bürgerliche Roman hatte vor der Epoche des Sturm und Drang das gleiche Problem wie das bürgerliche Drama. Beide standen sie noch in ihren Kinderschuhen. Erst mit Goethes Briefroman Die Leiden des jungen Werthers (1774) erschien der erste bürgerliche Roman.

Die Form des Briefromans ist eine Möglichkeit, das Gefühlsleben durch unkonventionelle Sprache zu artikulieren. Werther ist ein junger, bürgerlicher Intellektueller, der am Eingliederungsversuch eines bürgerlichen Individuums in die feudale Ordnung (Ständegesellschaft) scheitert und darauf Selbstmord begeht. Werther war ein Außenseiter der Gesellschaft und nicht angepasst und integriert wie Albert.

Werther behauptete für sich das Recht auf Selbstbestimmung, Selbstfindung und Selbstverwirklichung. Dies war jedoch nicht bei der Arbeit möglich, da er sich als Sekretär auch unterordnen muss. Einzig die Liebe bot ihm einen Ausweg aus der Subordination (Unterordnung), weil sie eine Gleichstellung zwischen zwei Liebenden ermöglichen kann.

     Die Lyrik im Sturm und Drang

Die Lyrik des Sturm und Drang war bestimmt von Liebes-, Natur- und lehrhaften Gedichten. Die Empfindungslyrik spielte eine wesentliche Rolle, da auch sie, wie der Briefroman, das Gefühlsleben zum Ausdruck bringen konnte. Einige Beispiele sind Willkommen und Abschied (1771) von Goethe oder Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen (1773) von Gottfried August Bürger.

Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen
Gottfried August Bürger

Wer bist du, Fürst, daß ohne Scheu
Zerrollen mich dein Wagenrad,
Zerschlagen darf dein Roß?

Wer bist du, Fürst, daß in mein Fleisch
Dein Freund, dein Jagdhund, ungebleut
Darf Klau und Rachen haun?

Wer bist du, daß durch Saat und Forst
Das Hurra deiner Jagd mich treibt,
Entatmet wie das Wild? –

Die Saat, so deine Jagd zertritt,
Was Roß und Hund und du verschlingst,
Das Brot, du Fürst, ist mein.

Du Fürst hast nicht bei Egg und Pflug,
Hast nicht den Erntetag durchschwitzt.
Mein, mein ist Fleiß und Brot! –

Ha! du wärst Obrigkeit von Gott?
Gott spendet Segen aus; du raubst!
Du nicht von Gott, Tyrann!

Literarische Formen im Sturm und Drang

  • bürgerliches Drama
  • bürgerlicher Roman
  • Empfindungslyrik

Vertreter des Sturm und Drang

4. Werke des Sturm und Drang

  • Über die neuere deutsche Literatur. Fragmente (1767) – Herder
  • Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand (1773) – Goethe
  • Ganymed (1773) – Goethe
  • Die Leiden des jungen Werthers (1774) – Goethe
  • Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung (1774) – Lenz
  • Die Soldaten (1776) – Lenz
  • Sturm und Drang (1776) – Klinger
  • Gedichte (1778) – Bürger
  • Die Räuber (1781) – Schiller
  • Kabale und Liebe (1784) – Schiller
  • Prometheus (1785) – Goethe
  • Anton Reiser (1785/90) – Moritz

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Empfindsamkeit (1740-1790) – Epoche der Literatur

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Epoche: Empfindsamkeit

Der Begriff Empfindsamkeit leitet sich von Lessings Verdeutschung „empfindsam“ zum englischen Wort sentimental ab.

Literatur der Empfindsamkeit

Die Empfindsamkeit stellt keine Gegenbewegung zur Aufklärung dar, sondern ist eine Ergänzung der reinen Rationalität der Aufklärer mit Empfindungen. Das Bildungsbürgertum suchte eine Flucht vor der Unterdrückung durch die Obrigkeit – und fand sie in der Welt der Empfindungen.

Die Literatur der Empfindsamkeit ist geprägt von Pietismus, Gefühlsbetontheit, In-sich-Gekehrtheit, Freundschaft und Naturnähe. Den Höhepunkt in der empfindsamen Dichtung stellt Klopstocks Epos Der Messias (1748-1773) dar. Die 20 Gesänge des biblischen Epos sind in Hexametern verfasst. Bevorzugt wurden vor allem lyrische Formen.

Die Hymnendichtung fand hier ihren Höhepunkt. Es entstanden auch viele Oden, die bekanntesten davon stammten von Klopstock, so z. B. Die frühen GräberDie FrühlingsfeierDer ZürcherseeDas Wiedersehn und An meine Freunde, erschienen 1771 als Gesamtausgabe.

Die frühen Gräber (1764)
Friedrich Gottlieb Klopstock

Willkommen, o silberner Mond,
Schöner, stiller Gefährt der Nacht!
Du entfliehst? Eile nicht, bleib, Gedankenfreund!
Sehet, er bleibt, das Gewölk wallte nur hin.

Des Mayes Erwachen ist nur
Schöner noch, wie die Sommernacht,
Wenn ihm Thau, hell wie Licht, aus der Locke träuft,
Und zu dem Hügel herauf röthlich er kömt.

Ihr Edleren, ach es bewächst
Eure Maale schon ernstes Moos!
O wie war glücklich ich, als ich noch mit euch
Sahe sich röthen den Tag, schimmern die Nacht.

Literarische Formen in der Empfindsamkeit

  • Epos
  • Roman
  • Ode
  • Hymne
  • Idylle

Hymne:
(griech.: Festgesang) ist ein feierlicher Lob- und Preisgesang, der oft in freien Rhythmen verfasst wurde.

Idylle:
kommt vom griechischen Wort eidyllon und steht für Bildchen. Sie ist meist eine idealisierte harmonische Darstellung vom Land- und Volksleben in Prosa- oder Versform.

Vertreter der Empfindsamkeit

Viele Vertreter der Empfindsamkeit kommen aus Literaturkreisen oder -bunden, so z. B. aus dem Göttinger Hainbund.

Werke der Empfindsamkeit

  • Messias (1748-1773)- Klopstock
  • Hermanns Schlacht (1769) – Klopstock
  • Oden (1771) – Klopstock
  • Der Zürchersee – Klopstock
  • Die frühen Gräber – Klopstock
  • Die Frühlingsfeier – Klopstock
  • Der Wandsbecker Bothe (1771/75) – Matthias Claudius
  • Der siebzigste Geburtstag (1781) – Voß
  • Gedichte (1782/83) – Hölty
  • Luise (1783/84) – Voß

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Aufklärung (1720-1790) – Epoche der Literatur

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Epoche: Aufklärung

Die Aufklärung ist eine seit dem 17. Jahrhundert vorherrschende, gesamteuropäische Bewegung der Rationalität und Humanität. Der Begriff Aufklärung steht als Epochenbezeichnung der deutschen Literaturgeschichte, die Empfindsamkeit und Sturm und Drang mit einschließt.

Weltbild der Aufklärung

Im 18. Jahrhundert spricht man vom Anbruch der modernen Zeit. In den Städten bildete sich ein neues Bürgertum heraus, welches Handel betrieb und Besitz und Kapital anhäufte. Der Feudalismus wurde dadurch allmählich verdrängt. Spannungen zwischen dem Bürgertum und dem Adel wuchsen. Das Bürgertum akzeptierte nicht mehr die gottgegebene Vorherrschaft der Adligen, sondern stellte einen eigenen Selbstbestimmungsanspruch. Die Bürgerlichen beriefen sich auf die Vertreter der Aufklärung, die für eine Herrschaft der Vernunft eintraten.

Historischer Hintergrund

Nach dem Dreißigjährigen Krieg war das Deutsche Reich in viele Territorien zersplittert. Es existierten über 300 souveräne Einzelstaaten. Das „Heilige Römische Reich deutscher Nation“ hatte nur symbolischen Charakter, da die wesentlichen Entscheidungen in Politik, Wirtschaft, Gesetzgebung, etc. von den Einzelstaaten selbst getroffen wurden. Das luxuriöse Hofleben vieler Kleinstaatenfürsten wurde meist zu Lasten des Volkes gezahlt.

Philosophischer Hintergrund

Die Philosophen der Aufklärung waren es, die den Beginn der Moderne einläuteten. Sie wirkten auf die Dichter vieler europäischer Länder und prägten diese. Der wichtigste Philosoph in Deutschland war Immanuel Kant mit seinem kritischen Idealismus. In seinem Werk Was ist Aufklärung? beschreibt er die Ideen und Ideale dieser Zeit.

Auszug: Was ist Aufklärung? – Immanuel Kant

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen.“

Die Dichtung der Aufklärung

     Wandel in der Dichtung

Die Dichtung des 18. Jahrhunderts wandelte sich stark: Im Mittelpunkt stand nicht mehr das Lob der Fürsten und die Unterhaltung der höfischen Gesellschaft, sondern das bürgerliche Leben und die Aufklärung des Bürgertums. Die Leserschaft aufklärerischer Dichtung war zunächst gering, da die meisten Menschen weder lesen noch schreiben konnten. Es musste darum erst eine breite Leserschaft geschaffen werden.

Die Abkehr von der höfischen Dichtung bewirkte auch eine Ablösung der Hofdichter. An ihre Stelle trat nun der freie Schriftsteller. Doch dieser war zwar finanziell von fürstlichen und kirchlichen Gönnern unabhängig, doch konnte er kaum von den geringen Auflagen seiner Werke leben. Die meisten Schriftsteller verbesserten ihre finanzielle Lage durch Nebeneinkünfte.

Eine wichtige Rolle bei der literarischen Veröffentlichung spielte die Zensur. Ein weiterer Faktor, der den Buchmarkt des 18. Jahrhunderts prägte war die Gründung von Verlagen und Buchhandlungen.

     Literaturtheorien der Aufklärung

Mit der Ablösung der höfischen Dichter folgte auch eine Ablösung der höfischen Dichtung. An ihre Stelle trat eine Literatur, welche die Ideen der Aufklärung vertrat: Vernunft, Humanität und Nützlichkeit. Die aufklärerischen Ideale wurden auf sämtliche literarische Gattungen übertragen.

In seiner Literaturtheorie Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen (1730) verurteilte Gottsched die Barockdichtung aus der Sicht der Aufklärer. Er widersetzte sich der Normen- und Regelpoetiken des Barock und trat für eine Verbreitung der aufklärerischen Ideen in der Deutschen Dichtung ein.

Kern der Poetik Gottscheds war der aristotelische Grundsatz von der Nachahmung der Natur und eine Forderung von Horaz, dass die Aufgabe der Dichtung die Verbindung von Vergnügen und Nutzen sei. Gottsched vertrat weiterhin die Ständeklausel: Adlige und Fürsten sollten nur in Tragödien und Heldendichtungen auftreten, Bürger und Leute mit geringem sozialen Status nur in Komödien und Romanen. Der Dichter sollte bei Gottsched ein Erzieher der Leserschaft im Sinne der Aufklärung sein.

G.E.Lessing (aus: Wikimedia)

Lessings Standpunkt überwand die feudalen Literaturtheorien. Die Überwindung der Ständeklausel von Lessing wurde dadurch ermöglicht, dass der Mensch nicht mehr nach seinem sozialen Status handelt, sondern darüber hinausgeht. Lessing gab der Literatur eine neue Funktion: Sie sollte das Leserpublikum sittlich läutern. Angst, Furcht und Mitgefühl sollten beim Leser und Zuschauer erweckt werden.

Der Held durfte deswegen keine ideale Figur, sondern er musste ein reale Person darstellen. Lessing schrieb seine Gedanken zur Dramentheorie in der Hamburgischen Dramaturgie (1767/1768) nieder.

     Das Drama in der Epoche der Aufklärung

Das Drama spielte in der Aufklärung eine besondere Rolle. Hier hoffte man, die Zuschauer und Leser besser erziehen und verändern zu können als in anderen literarischen Gattungen. Im 18. Jahrhundert versuchten viele Bürgerliche sich als Schauspieler zu bewerben, um Rollen zu spielen, die ihnen im wirklichen Leben versagt blieben.

Lessing, der Gottscheds Dramentheorie und -praxis stark kritisierte, hatte die Idee von einem deutschen Nationaltheater. Dieses Theater sollte nicht von anderen Ländern beeinflusst werden und musste aktuell sein.

Lessing brachte die Entwicklung des bürgerlichen Dramas weit voran. Mit Minna von BarnhelmEmilia Galotti und Nathan der Weise schuf Lessing Werke, die bis heute noch zum Standartrepertoire vieler Bühnen gehören. Seine wohl wichtigste Tragödie ist der Nathan. In diesem Drama bricht Lessing mit der bisherigen Theatertradition, dass Juden nur als lächerliche Darsteller auf der Bühne waren. Außerdem kämpft er damit gegen antisemitische Vorurteile und für die Gleichwertigkeit & Wertschätzung jeweils anderer Religionen.

Die bürgerlichen Dramen waren im eigentlichen Sinne gar nicht „bürgerlich“, denn die handelnden Personen stammten weiterhin aus dem Adel. Doch verkörperten einige Adlige bürgerliche Tugenden und Vorstellungen.

     Der Roman in der Aufklärung

Der Roman erlebte, ähnlich dem Drama, eine Blütezeit in der Aufklärung. Die Forderungen an den bürgerlichen Roman ähnelten den Ansprüchen an das bürgerliche Drama. Der adlige Held sollte durch einen bürgerlichen Protagonisten ersetzt werden. Bereits um 1770 waren alle anderen Romanformen vom bürgerlichen Roman verdrängt.

Christoph Martin Wieland galt als erster Epiker mit seinem Werk Agathon (1766-1767). Neben bürgerlichen Romanen spielten auch autobiographische Romane und satirische Formen eine bedeutsame Rolle. Georg Christoph Lichtenberg verfasste in seinen Sudelbüchern unzählige Aphorismen über Politik, Staat, Religion, Gesellschaft, Literatur und Philosophie. Er gilt als der bedeutendste deutsche Aphoristiker überhaupt.

     Lyrik der Aufklärung

Die höfische Dichtung wurde in der Lyrik schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts und damit viel eher abgelöst als in der Epik oder im Drama. Die Lyrik der Aufklärung besaß eine große Formenvielfalt: Sie reichte von Gedankenlyrik, Lehrgedichten über Oden und Hymnen bis zu Balladen. Die Aufklärungslyrik war von Subjektivität und teils starken Gefühlsregungen bestimmt.

Die Fabel erlebte im 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt, obwohl ihre Geschichte schon über 2000 Jahre alt ist. Der griechische Dichter Äsop schrieb im 6. Jahrhundert vor Christus die ersten Fabeln, welche später zum Vorbild für viele andere Fabeldichter wurden. Lessing verfasste sogar eine eigene Fabeltheorie (1759). Er hatte die Absicht, das Selbstwertgefühl des Menschen zu stärken, indem er die Schwächen des Menschen aufzeigte.

Die Struktur der Fabel unterscheidet sich von einem Dichter zum anderen. Eines haben sie aber alle gemeinsam: Das menschliche Handeln und Denken sowie Andeutungen gesellschaftlicher und sozialer Probleme wurde auf die beseelte und unbeseelte Natur übertragen. Veranschaulicht wurde dies durch satirische Elemente und durch eine erzieherische und belehrende Erzählweise.
Beispiel einer Fabel:

Der Tanzbär – Gotthold Ephraim Lessing

Ein Tanzbär war der Kett‘ entrissen,
Kam wieder in den Wald zurück,
Und tanzte seiner Schar ein Meisterstück
Auf den gewohnten Hinterfüßen.
„Seht“, schrie er, „das ist Kunst; das lernt man in der Welt.
Tut es mir nach, wenn’s euch gefällt,
Und wenn ihr könnt!“ – „Geh“, brummt ein alter Bär,
„Dergleichen Kunst, sie sei so schwer,
Sie sei so rar sie sei,
Zeigt deinen niedern Geist und deine Sklaverei.“Ein großer Hofmann sein,
Ein Mann, dem Schmeichelei und List
Statt Witz und Tugend ist;
Der durch Kabalen steigt, des Fürsten Gunst erstiehlt,
Mit Wort und Schwur als Komplimenten spielt,
Ein solcher Mann, ein großer Hofmann sein,
Schließt das Lob oder Tadel ein?

Literarische Formen der Aufklärung

  • bürgerliches Trauerspiel
  • Fabel
  • Lehrgedicht

bürgerliches Trauerspiel:
Das bürgerliche Trauerspiel ist eine Form des Dramas im 18. Jahrhundert, das mit den bestehenden Poetiken brach, doch wichtiger war, dass die Helden des Dramas nun bürgerliche Züge trugen und die Ideen des Bürgertums vertraten. Ein Beispiel für ein bürgerliches Trauerspiel ist Lessings Emilia Galotti.

Fabel:
Die Fabel ist eine kurze epische Erzählung in Vers- oder Prosaform mit lehrreichem Inhalt. Am Ende der Fabel steht die „Moral“ der Fabel, die oft eine Lebensweisheit beinhaltet. Das menschliche Handeln und Denken sowie Andeutungen gesellschaftlicher und sozialer Probleme wird auf die beseelte und unbeseelte Natur übertragen. Veranschaulicht wird dies durch satirische Elemente und durch eine erzieherische und belehrende Erzählweise.

Lehrgedicht:
Das Lehrgedicht ist Gedankenlyrik mit aufklärendem, lehrhaftem und moralischem Inhalt. Es kann alle Wissensgebiete behandeln, von Religion bis Naturkunde. Ein Beispiel für ein Lehrgedicht ist Der Frühling von Christian von Kleist.

Vertreter der Aufklärung

Werke der Aufklärung

  • Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen (1730) – Gottsched
  • Sterbender Cato (1732) – Gottsched
  • Fabeln und Erzählungen (1746-48) – Gellert
  • Leben der schwedischen Gräfin von G*** (1747-1748) – Gellert
  • Miß Sara Sampson (1755) – Lessing
  • Laokoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie (1766) – Lessing
  • Die Geschichte des Agathon (1766/67) – Wieland
  • Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück (1767) – Lessing
  • Hamburgische Dramaturgie (1767-1768) – Lessing
  • Emilia Galotti (1772) – Lessing
  • Nathan der Weise (1779) – Lessing

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Barock (1600-1720) – Epoche der Literatur

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Epoche: Barock

Das Wort Barock kommt vom Portugiesischen „barroca“ und bedeutet ’schiefrunde Perle‘. Die Bezeichnung für barock als Adjektiv wurde daher zunächst abwertend gebraucht. Der Begriff Barock als Epochenbezeichnung setzte sich erst um Mitte des 19. Jahrhunderts durch.

Weltbild des Barock

Das Weltbild des Barock war geprägt von der Antithetik in allen Lebensbereichen, zerrissenen Lebensgefühlen, Vergänglichkeitsbewusstsein, Todesangst durch den Dreißigjährigen Krieg, mystisch-religiöse Schwärmerei und fanatischen Glauben.

Historischer Hintergrund

Mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) erlebte das Deutsche Reich einen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Verfall. Etwa ein Drittel des deutschen Volkes kam dabei um. Doch waren nicht hohe Kriegsverluste dafür verantwortlich, sondern das Wüten der Pest in fast allen großen und kleinen Städten.

Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges bildete sich in Deutschland der Territorialabsolutismus heraus. Die Einflussnahme des Staates griff auf alle Lebensbereiche wie Erziehung, Bildung, Wirtschaft und Kirche und machte klare Vorgaben. Das Leben an den absolutistischen Fürstenhöfen hatte den französischen Absolutismus in Versailles zum Vorbild. Luxuriöse Bauten wurden errichtet und ein verschwenderisches Leben geführt.

Die Barockdichtung

     Reform der deutschen Dichtung

Während in der Renaissance die Dichtungen noch vorwiegend in Lateinisch geschrieben worden waren, so wurden sie im Barock allmählich von der Deutschen Sprache abgelöst.

Für die Literaturreform an sich steht Martin Opitz mit seinem Werk Buch von der Deutschen Poeterey (1624). Es war die erste deutschsprachige Poetik und enthielt Vorschriften für Verse und Textverfassungen für beinahe alle Gattungen.

Sie war eine Regelpoetik: „Damit aber die syllben vnd worte in die reime recht gebracht werden / sind nachfolgende lehren in acht zue nehmen.“ (Kapitel 7). Opitz‘ Intention war es, eine Anleitung für regelgerechtes Dichten aufzustellen, nach der sich deutsche Dichter richten sollten. Martin Opitz setzte sich für die Verwendung des alternierenden Versprinzips (Jambus und Trochäus) ein, das der deutschen Sprache am besten entspreche. Für Opitz war die Einteilung der Inhalte an Genres gebunden, d. h. bestimmte Genres eigneten sich für die Darstellung bestimmter Inhalte.

Die Barockdichter hielten sich auch meist an die Vorgaben, denn der barocke Leser erwartete von ihm, dass das Werk einer bestimmten Gattung den Vorgaben entsprach. Nur selten wurden bestimmte Vorgaben ein wenig abgeändert. Die Dichtungen des Barock sind daher keine Erlebnisdichtungen, da Formen als auch Themen vorgegeben wurden.

     Motive der Barockdichtung

Antithetik:
DiesseitsJenseits
EwigkeitZeit
ScheinSein
SpielErnst
LebensgierTodesbewusstsein
AufbauZerstörung
BlüteVerfall
carpe diemin memento mori
Erotik, WollustTugend, Askese
WohlstandArmut
GesundheitKrankheit

Die starken Gegensätze und Spannungen ließen ein Vergänglichkeitsbewusstsein aufkommen, das sogenannte Vanitas-Motiv. Dieses führte in vielen barocken Werken zur Hinwendung zu Gott oder zur Weltflucht.

     Lyrik im Barock

In der Lyrik waren Sonett, Elegie, Epigramm und Ode die vorherrschenden Formen. Beliebt waren auch die Figurengedichte. Mit seinen Oden und Gesängen (1618/19) schuf Georg Weckherlin den Beginn einer neuhochdeutschen lyrischen Kunstdichtung.

Der herausragendste Liebeslyriker war Paul Fleming. Seine Liebesgedichte hatten die Schönheit der Liebe, deren Wesen und Wirkung zum Thema. Formal richteten sie sich jedoch streng nach den von Martin Opitz vorgegebenen Normen und Stilen. Die Formen der Liebeslyrik waren entweder Sonett oder Lied/Ode. Im Sonett konnte die Antithetik gut umgesetzt werden, doch wurden auch volksliednahe Lieder und Oden geschrieben, die sich einem größeren Gesellschaftskreis durchsetzten konnten.

Im Mittelpunkt des Werkes von Andreas Gryphius standen Vergänglichkeit (Vanitas) und das Leid der Welt. Auch seine Gedichte richteten sich nach den Normen von Martin Opitz. Gryphius‘ bekanntestes Sonett ist Thränen des Vaterlandes Anno 1636, in welchem er den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges und die Qualen und Plagen der Menschen beschreibt. Die Leiden und Vergänglichkeit des Menschen werden in seinem Sonett Menschliches Elende besonders deutlich.

Mit grotesken Worten beschreibt er darin den Zustand des Menschen und der Gesellschaft. In seinen scheinbaren Naturgedichten entpuppen sich die Naturgegenstände als Metaphern, die erst erschlossen werden müssen, so auch in seinem Sonett An die Welt.

Kreuzgedicht – Catharina Regina von Greiffenberg

Seht der könig könig hängen!
und uns all mitt blutt besprängen
auss der dörner wunden bronnen
ist All unsser heyl geronnen
seine augen schliest Er sacht!
und den Himmel uns aufmacht
Seht Er Streket Seine Hend auss uns freundlichst Zuentfangen!
Hatt an sein Liebheisses Herz uns zu drüken brünst verlangen!
Ja Er neigt sein liebstes haubt uns begihrlichest zu küssen
All Sein Sinn gebärd und werk seyn zu unser Heyl geflissen!
Seiner seitten offen stehen
Macht seyn güttig Herze sehen!
Wann Wir schauen mitt den Sinnen
Sehen Wir uns selbst darinnen!
So Viel striemen so Viel Wunden
Alss an seinen leib gefunden
So Viel Sieg und Segen kwellen
Wollt‘ er unser seel bestellen,
Zwischen Himel und der Erden
wollt‘ Er auf geopfert werden
Dass Er gott und uns verglihen
uns Zu sterken Er Verblihen
Ja sein sterben hatt das Leben
Mir und Aller Weltt gegeben!
Jesu‘ Christ dein Tod und schmerzen
Leb‘ und schweb‘ mir stett im Herzen!

     Das Theater im Barock

Das Theater im Barock wurde von den meisten Dramaturgen als Welttheater angesehen, ausgehend davon, dass „die Welt ein Theater ist“. Allerdings konnten die deutschen Theaterdichter den europäischen, wie Shakespeare, Moliere, Corneille oder Monteverdi, kaum etwas entgegensetzen, da es in Deutschland kein Nationaltheater gab.

Zum Theater des Barock in Deutschland zählten daher nur Laienspiel, Wandertheater, Ordensdramen, Schultheater, Hoftheater und die Oper. Eine der wichtigsten Neuerungen im deutschen Theater war, dass die Frauenrollen nicht mehr von den Männern gespielt wurden. Die Ständeklausel blieb im Barock fest bestehen: Die Tragödie handle von hochgestellten, adligen Personen; die Komödie handle von niederen Menschen.

     Die Prosa im Barock

Die Prosa im Barock hatte eine Vielzahl an Formen. Vorherrschend waren vor allem Reisebeschreibungen, Predigten, wissenschaftliche und journalistische Werke – also die nichtfiktionale Literatur – und daneben die bestehenden literarischen Gattungen wie Roman, Schwank, Satire, Sprüche und andere Erzählformen.

Der Barockroman unterteilt sich in drei wesentliche Gattungen: der höfisch-historische Roman, der Schäferroman und der niedere Roman, zu welchem auch der Schelmenroman (oder Pikaroroman) gehört. Während sich der höfisch-historische Roman aus Übersetzungen europäischer Romane entwickelte, entstanden deutsche Schäferromane aus eigenständigen kleinen Romanen, deren Themen persönliche Liebeskonflikte waren.

Im Schelmen- oder Pikaroroman stammte der Held aus niederen sozialen Verhältnissen. Die Welt wird von unten, aus einem niederen Stand, betrachtet. Die Hauptpersonen sind meist Unterdrückte. Die meisten Schelmenromane bauen sich aus einer fiktiven Autobiographie auf, so auch im Simplicissimus von Johann Jakob Grimmelshausen.

Literarische Formen im Barock

  • Sonett
  • Emblem
  • Epigramm
  • Jesuitendrama
  • Schäferdichtung
  • Kirchenlied

Sonett:
Das Sonett ist eine Lyrikform bestehend aus 14 Zeilen. Diese lassen sich in zwei Quartette und in zwei Terzette unterteilen. Die Versform der Sonette ist der Alexandriner (6 Hebungen). Der wohl bekannteste Sonettdichter des Barock war Andreas Gryphius.

Tränen des Vaterlandes (1643) – Andreas Gryphius

Wir sind doch nunmehr gantz / ja mehr denn gantz verheeret!
Der frechen Völcker Schaar / die rasende Posaun
Das vom Blutt fette Schwerdt / die donnernde Carthaun /
Hat aller Schweiß / und Fleiß / und Vorrath auffgezehret.

Die Türme stehn in Glutt / die Kirch ist umgekehret.
Das Rathauß ligt im Grauß / die Starcken sind zerhaun /
Die Jungfern sind geschänd’t / und wo wir hin nur schaun
Ist Feuer / Pest und Tod / der Hertz und Geist durchfähret.

Hir durch die Schantz und Stadt / rinnt allzeit frisches Blutt.
Dreymal sind schon sechs Jahr / als unser Ströme Flutt /
Von Leichen fast verstopfft / sich langsam fort gedrungen.

Doch schweig ich noch von dem / was ärger als der Tod /
Was grimmer denn die Pest / und Glutt und Hungersnoth /
Das auch der Seelen Schatz / so vilen abgezwungen.
Tränen des Vaterlandes

Emblem:
Das Emblem setzt sich aus einem Bild und Text zusammen und ist in drei Teile untergliedert: die Überschrift, das Motto (inscriptio), das Bild (pictura) und die Bildunterschrift (subscriptio).

Epigramm:
Das Epigramm ist eine oft lustige literarische Kurzform, die in Versen geschrieben ist. Der bedeutendste Epigrammatiker war Angelus Silesius mit seinem Hauptwerk, dem Cherubinischen Wandersmann.

Jesuitendrama:
Das Jesuitendrama ist eine Theaterform des Jesuitenordens. Es wurden meist biblische Stoffe behandelt. Der Hauptvertreter des Jesuitendramas ist Jakob Bidermann. Das Jesuitendrama ist das Bindeglied zwischen lateinischem Humanistendrama und dem barocken Trauerspiel.

Schäferdichtung:
Die Schäferdichtung ist eine Dichtungsform, die ein unwirkliches Bild vom Leben eines Hirten berichtet. Sie existierte schon im 3. Jahrhundert v. Chr., wurde aber erst im Barock auch in Deutschland angewendet.

Vertreter des Barock

Werke des Barock

  • Oden und Gesänge (1618/19) – Weckherlin
  • Buch von der Deutschen Poeterey (1624) – Opitz
  • Sonn- und Feiertagssonette (1639) – Gryphius
  • Teutschen Poemata (1646) – Fleming
  • Leo Armenius oder Fürstenmord (1650) – Gryphius
  • Ibrahim (1650) – Lohenstein
  • Deutscher Sinn-Gedichte drey Tausend (1654) – Logau
  • Carolus Stuardus oder Ermordete Majestät (1657) – Gryphius
  • Cherubinischer Wandersmann (1657) – Angelus Silesius
  • Herr Peter Squenz oder Absurda Comica (1658)- Gryphius
  • Cleopatra (1661) – Lohenstein
  • Horribilicribrifax (1663) – Gryphius
  • Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch (1669) – Grimmelshausen
  • Der teutsche Bauer – Grimmelshausen

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