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Epoche: Humanismus, Renaissance & Reformation
Humanismus kommt vom lateinischen Wort humanitas und bedeutet Menschlichkeit. Die Epoche des Humanismus erstreckte sich vom 15. bis 16. Jahrhundert in allen westlichen Ländern Europas. Die Gelehrten besonnen sich auf den Humanitas-Begriff der Antike zurück.
Renaissance stammt aus dem Französischen und heißt Wiedergeburt. Sie war eine europäische Bewegung mit der Wiederentdeckung der antiken Kultur.
Die Reformation stellt die Erneuerung der katholischen Kirche durch Martin Luther dar.
Historischer Hintergrund
Im Jahre 1453 wurde Konstantinopel durch die Türken eingenommen und zwang viele byzantinische Gelehrte zur Flucht nach Italien. Johannes Gutenberg entwickelte 1455 den Buchdruck mit beweglichen Lettern und beschleunigte damit die Verbreitung von Büchern. 1492 wurde Amerika von Christoph Kolumbus wiederentdeckt.
Durch Kopernikus setzte sich das heliozentrische Weltbild durch. Johannes Kepler entdeckte die Planetenbewegung. Durch Martin Luthers Thesen wurde die Reformation ausgelöst. Im Reichstag zu Worms 1521 wurde er daraufhin geächtet. Seine Bibelübersetzung trug wesentlich zur Durchsetzung der neuhochdeutschen Sprache bei. 1555 kam es zum Religionsfrieden, doch dieser konnte die Gegenreformation nicht aufhalten.
Die Dichtung der Renaissance
Der Humanismus ging von Italien aus, wo sich Schriftsteller wie Dante Alighieri und Giovanni Boccaccio einen Namen als Humanisten machten. Er wurde auch von byzantinischen Gelehrten beeinflusst, die nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken nach Italien kamen. Klerus und Adel beschäftigten sich mit der Übersetzung und Erhaltung klassischer Werke. Durch die Erfindung des Buchdrucks wurde die Verbreitung dieser Werke beschleunigt.
Der Humanismus breitete sich auch in den anderen Ländern Europas aus, wo er sich nicht nur auf Kunst und Literatur wie in Italien bezog. Deutsche Gelehrte schufen Programme zu einer humanistischen Erziehung und Theologie. Damit legten sie den Grundstein für die Reformation. Herausragende Vertreter des deutschen Humanismus waren Erasmus von Rotterdam, Ulrich von Hutten und Johannes Reuchlin. Letzter war Herausgeber der Dunkelmännerbriefe, welche Kritik an der Kirche aufwiesen.
Literarische Formen
Schwank
Fastnachtspiel
Volksbuch
Meistersang
Helden-, Ritter- und Abenteuerroman
Fabel
Streitgespräche
Narrenliteratur
Schwank: Bedeutet Streich oder lustiger Einfall und stammt vom mittelhochdeutschen Wort swanc. Der Schwank ist eine komische, belehrende manchmal auch groteske Erzählung einer lustigen Begebenheit.
Fastnachtspiel: Ist eine frühe Form des späteren Dramas. Es bestand meist aus Streitszenen. Es wurde durch die Meistersinger zur Verspottung des dritten Standes, denn sie höhnten über die Dummheit der Bauern. Das Fastnachtspiel hatte eine belehrende Funktion: Neben dem lustigen Spiel hatte es eine ernste, moralisierende Absicht. Außerdem sollte es politische und religiöse Ziele propagieren. Der bekannteste Vertreter der Fastnachtspiele ist Hans Sachs.
Volksbuch: Verschiedene Gattungen von Texten, wie Sagen, Legenden, Gedichten, Balladen und Fabeln. Das Volksbuch verband Unterhaltung mit Lehrreichem. Der Begriff Volksbuch wurde von Herder erschaffen und bezeichnete volkstümliche, lehrhafte Dichtungen. Beispiel für ein Volksbuch: Historia von D. Johann Fausten.
Meistersang: Der Meistersang entstand aus der Spruchdichtung und dem Minnesang. Die Meistersänger organisierten sich in Schulen. Der bekannteste von ihnen ist Hans Sachs aus Nürnberg. Der Meistersang bestand aus 3 Strophen, die ähnlich einem Minnelied aufgebaut waren: Die ersten beiden Strophen bildeten den Aufgesang, die dritte den Abgesang.
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Epoche: Spätmittelalter
Der Begriff Mittelalter ging aus der nachfolgenden Epoche, der Renaissance, hervor. Die Humanisten wählten den Begriff für die Zeit zwischen Antike und der Neuzeit.
Weltbild des Spätmittelalters
Das mittelalterliche Weltbild ist tief von Kirche und Bibel geprägt. Gott ist der Erschaffer der Welt, der Natur und des Menschen und lenkt diese. Die Vertreibung aus dem Paradies wird als Beginn der Geschichte angesehen, die europäischen Königs- und Kaiserreiche – unter Einfluss der Kirche – als Vorläufer des Gottesreichs auf der Erde nach dem Jüngsten Gericht. Der einzelne Mensch ist Bestandteil dieser Ordnung, er fühlt sich als Teil der Gesellschaft, nicht als Individuum.
Historischer Hintergrund
In den Ländern Westeuropas errungen die Könige stetig an Macht. In Deutschland hingegen nahm die Macht ab, die der Reichs- und Kurfürsten hingegen stieg. Die Kurfürsten hatten nun das Recht einen König zu wählen. Die Städte erhielten große politische und wirtschaftliche Macht und wurden zu neuen Bildungszentren neben den Höfen.
Durch den Niedergang des Rittertums nach dem Ende der Stauferzeit gewann das aufsteigende Bürgertum zunehmend mehr politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Einfluss. Das bürgerlich geprägte Spätmittelalter orientierte sich am höfischen Hochmittelalter. Es kam zu einer Blüte des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens. Einen dunklen Einschnitt hinterließen jedoch die Pestepidemien um 1350 in ganz Europa.
Die Naturwissenschaften waren in einem großen Aufschwung und die Anzahl der Schulen und Universitäten nahm rasch zu. Die Leserschaft des Spätmittelalters bekam durch Erfindung des Buchdrucks von Johannes Gutenberg und Rückgang des Analphabetismus ebenfalls einen großen Zuwachs.
Die spätmittelalterliche Dichtung
Der Minnesang veränderte sich stark: einerseits entwickelte er sich zum Meistersang, andererseits löste er sich im Volkslied auf. Das höfische Epos und das Heldenepos bestanden weiterhin, aber wichen der Erzählprosa zurück. Johannes von Tepl schuf das wichtigste spätmittelalterliche Prosawerk: Der Ackermann aus Böhmen.
Im 13. Jahrhundert entstand das erste deutschsprachige Schauspiel. Vorausgegangen waren viele geistliche Spiele und es folgten darauf später die Fastnachtspiele. Nach Überwindung der Pestepidemien besann man sich wieder mehr auf geistliche Literatur. Es bildeten sich Geißlerlieder und Totentänze heraus.
Daneben traten aber auch die bekannten Schwankdichtungen zum Vorschein. Die geistliche Dichtung im Spätmittelalter war geprägt vom geistlichen Drama, zu dem Osterspiele, Weihnachtsspiele, Passions- und Marienspiele zählten. Diese Spiele hatten eine große Zuschauerschaft: nämlich das Volk, da sie meist auf großen Plätzen aufgeführt wurden. Sie blieben also nicht nur den hohen Schichten des Volkes vorbehalten.
Im Spätmittelalter entwickelte sich das Frühneuhochdeutsch heraus, allerdings nicht durch spätmittelalterliche Dichtung, sondern durch die beginnende Entfaltung der Fachliteratur. Diese wurde weiter verbreitet als die Dichtung und war für die Menschen aller Stände auch bedeutsamer. Ein Hinweis darauf gibt auch die Anzahl der heutigen Überlieferungen: Von der mittelalterlichen Fachliteratur existieren um ein Vielfaches mehr Überlieferungen als die mittelalterlichen Dichtungen.
Literarische Formen im Spätmittelalter
Schwank
Totentanz
Volksbuch
Volkslied
Meistersang
Fastnachtspiel
Geistliches Drama
Legenden
Schwank: Bedeutet Streich oder lustiger Einfall und stammt vom mittelhochdeutschen Wort swanc. Der Schwank ist eine komische, belehrende manchmal auch groteske Erzählung einer lustigen Begebenheit.
Totentanz: Der Totentanz ist eine sinnbildliche Darstellung von Menschen, die mit Toten (meist Skelette) tanzen. Die Abbildung wird meist mit Versunterschriften kommentiert. Der Totentanz weist auf die Vergänglichkeit hin, fordert zur Reue auf und stellt die Unausweichbarkeit des Todes dar. Er beruht auf einem mittelalterlichen Aberglauben, dass Tote als Skelette aus ihren Gräbern steigen und die Lebenden mit einem Tanz verlocken, um sie zu sich zu holen.
Volksbuch: Verschiedene Gattungen von Texten, wie Sagen, Legenden, Gedichten, Balladen und Fabeln. Das Volksbuch verband Unterhaltung mit Lehrreichem.
Meistersang: Der Meistersang entstand aus der Spruchdichtung. Die Meistersänger organisierten sich in Schulen. Der bekannteste von ihnen ist Hans Sachs aus Nürnberg. Der Meistersang bestand aus 3 Strophen, die ähnlich einem Minnelied aufgebaut waren: Die ersten beiden Strophen bildeten den Aufgesang, die dritte den Abgesang.
Fastnachtspiel: Ist eine frühe Form des späteren Dramas. Es besteht meist aus Streitszenen. Das Fastnachtspiel wurde durch die Meistersinger zur Verspottung des dritten Standes, denn sie höhnten über die Dummheit der Bauern. Das Fastnachtspiel hatte eine belehrende Funktion: Neben dem lustigen Spiel hatte es eine ernste, moralisierende Absicht. Außerdem sollte es politische und religiöse Ziele propagieren. Der bekannteste Vertreter der Fastnachtspiele ist Hans Sachs.
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Epoche: Hochmittelalter
Der Begriff Mittelalter ging aus der nachfolgenden Epoche, der Renaissance, hervor. Die Humanisten wählten den Begriff für die Zeit zwischen Antike und der Neuzeit. Für die hochmittelalterliche Dichtung werden auch die Bezeichungen Höfische Literatur und Stauffische Klassik verwendet.
Weltbild des Hochmittelalters
Das mittelalterliche Weltbild ist tief von Kirche und Bibel geprägt. Gott ist der Erschaffer der Welt, der Natur und des Menschen und lenkt diese. Die Vertreibung aus dem Paradies wird als Beginn der Geschichte angesehen, die europäischen Königs- und Kaiserreiche – unter Einfluss der Kirche – als Vorläufer des Gottesreichs auf der Erde, nach dem Jüngsten Gericht. Der einzelne Mensch ist Bestandteil dieser Ordnung, er fühlt sich als Teil der Gesellschaft, nicht als Individuum.
Historischer Hintergrund
Mit der Übernahme der Herrschaftsgewalt der Staufer über die Salier 1125 setzte alsbald das Hochmittelalter ein. Ihren Höhepunkt der Macht erreichten die Staufer unter Friedrich I. – Barbarossa. 1270 erlosch jedoch das Staufergeschlecht und die Macht ging an die Adelshäuser der Luxemburger, Wittelsbacher und Habsburger über. Die Habsburger stellten dann den römisch-deutschen König.
In fast allen Lebensbereichen fand ein umfassender Wandel statt. Die Anzahl der Menschen wuchs rasch. Durch gestiegenen Nahrungsbedarf verbesserte sich die landwirtschaftliche Produktion. Handwerk und Handel erlebten einen ähnlichen Aufschwung; die Tauschwirtschaft wurde von der Geldwirtschaft verdrängt. Die Kirche erlangte eine geordnete Hierarchie, deren Oberhaupt nun ein Papst war.
Das Hochmittelalter war die Blütezeit vieler geistlicher Orden, jedoch kam es häufig zu Konfrontationen geistlicher und weltlicher Herrschaft, die im Investiturstreit mündeten. Neben dem wirtschaftlichen Aufschwung setzte auch ein kultureller Aufbruch ein: Schreiben und Lesen blieb nicht mehr dem Klerus vorbehalten; die Literatur richtete sich jetzt an ein adliges Publikum.
Die hochmittelalterliche Dichtung
Im Hochmittelalter fand der Minnesang seine Blütezeit. Neben diesen Lobgesang entstanden noch das Tagelied und Kreuzlied. Die schönsten Minnelieder stammen von Walther von der Vogelweide, Hartmann von Aue und Heinrich von Morungen. Sie entwickelten auch die Spruchdichtung weiter.
Neben dem Minnesang entstand das höfische Epos und Heldenepos. Mit Erec (ca. 1180) schuf Hartmann von Aue den ersten deutschen Artusroman. Das bedeutendste Epos des Mittelalters, Parzival, wurde von Wolfram von Eschenbach geschrieben. Auch Gottfried von Straßburg erlangte großen Ruhm durch sein Epos Tristan und Isolde. Ein weiteres Werk erhielt große Bedeutung: das Nibelungenlied, ein Heldenepos, das jedoch anonym überliefert ist. Die Epen des Hochmittelalters waren Versepen, die aus Reimpaaren aufgebaut waren. Im Hochmittelalter bildete sich dasMittelhochdeutsch heraus.
Neben Minne und Epos entstand die Vagantendichtung. Sie stellte Gegenstände des irdischen Lebens dar und stand somit im Gegensatz zu Minnesang und Epos. Die Vagantendichtung wurde in lateinischer Sprache verfasst, deren berühmtestes Werk die Carmina Burana ist.
Rittertum Das Rittertum spielte im Hochmittelalter eine herausragende Rolle. Ursprünglich bezeichnete man mit Rittertum eine militärische Institution im fränkischen Heerwesen. Die ehemals berittenen Krieger im Dienste von Adligen und Königen übernahmen deren Lebensformen.
Der Begriff Ritter galt nun als Standesbezeichnung. Es bildete sich ein Rittertum heraus, welches geprägt wurde von Festen, Turnieren, typischen Symbolen (z. B. Wappen) und spezieller Kleidung. Es entstanden drei wesentliche ritterliche Ideale: Dienst für den Herrn (weltliche Ritterideale), Dienst für die Kirche und Christenheit (christliche Ritterideale) und den Frauendienst. Die Wirklichkeit sah jedoch anders aus: Habgier, Hurerei und Totschlag waren typische Sünden der Ritter. Die hochmittelalterliche Dichtung hatte die Aufgabe, das ritterliche Ideal darzustellen. Das höfische Epos (Ritterepos) und der Minnesang waren die Hauptformen der ritterlichen Dichtung.
Minnesang Minne ist der Begriff für höfische Liebe des Mittelalters und stammt vom althochdeutschen Wort minna (‚Liebe‘). Die Minnedichtung ist die älteste Liebesdichtung im westeuropäischem Sprachraum. Die Minnesänger kamen aus allen Ständen, standen aber als solche gleichrangig nebeneinander.
Die Strophenform eines Minneliedes war die Stollenstrophe. Diese Bezeichnung wurde von Jakob Grimm vom Meistersang auf den Minnesang übertragen. Eine Stollenstrophe bestand aus 3 Stollen. Die ersten beiden Stollen waren melodisch gleich, sie bildeten den Aufgesang und waren die Stützen für den 3. Stollen, den Abgesang.
Aufbau einer Stollenstrophe Im Minnelied lobte man meist die Gesamtheit der Frauen und nicht nur eine einzelne Frau. Im Zentrum des Minneliedes stand die Liebeserklärung eines Ritters (des Minnesängers) an eine adlige Frau. Er pries ihre Schönheit und Vorzüge, hoffte auf die Erhörung, beklagte aber auch die Unerfüllung. Somit enthielten Minnelieder einen Konflikt zwischen geistiger Liebe und Besinnung. Sie waren Bestandteil des Minnedienstes und wurden vor allem bei Hoffesten vorgetragen. Der Minnedienst war ein Teil der ritterlichen Erziehung und die Minne selbst stellte das Ritterideal dar.
Under der linden – Walther von der Vogelweide
Under der linden an der heide, dâ unser zweier bette was, Dâ muget ir vinden schône beide gebrochen bluomen unde gras. Vor dem walde in einem tal, tandaradei, schône sanc diu nahtegal.
Ich kam gegangen zuo der ouwe: dô was mîn friedel komen ê. Dâ wart ich empfangen, hêre frouwe, daz ich bin saelic iemer mê. Kuster mich? wol tûsentstunt: tandaradei, seht wie rôt mir ist der munt.
Dô het er gemachet alsô rîche von bluomen eine bettestat. Des wirt noch gelachet inneclîche, kumt iemen an daz selbe pfat. Bî den rôsen er wol mac, tandaradei, merken wâ mirz houbet lac.
Daz er bî mir laege, wessez iemen (nu enwelle got!), sô schamt ich mich. Wes er mit mir pflaege, niemer niemen bevinde daz, wan er und ich. Und ein kleinez vogellîn: tandaradei, daz mac wol getriuwe sîn.
Literarische Formen im Hochmittelalter
Heldenepos
höfisches Epos
Artusepik
Minnesang
Spruchdichtung
Tagelied
Kreuzlied
Leich
Vagantendichtung
Höfisches Epos: Im Mittelpunkt steht meist ein adliger Ritter, der viele Abenteuer bestehen und seine Ideale beweisen muss, damit er die höchste Ritterwürde erhält: die Aufnahme in die Tafelrunde am Hofe des Königs Arthus; z. B. Parzival, Erec oder Iwein. Das höfische Epos zeigt die Vorstellung des Lebensideals und der ritterlichen Tugenden. Heldenepos: Im Mittelpunkt steht das Bestehen eines Abenteuers.
Spruchdichtung: Die Spruchdichtung unterscheidet sich zwischen „Sprechspruch“, mit belehrendem Inhalt, und dem lyrischen „Sangspruch“, mit religiösen, politischen oder moralischen Inhalten. Ein bedeutender Vertreter des Sangspruchs war Walther von der Vogelweide. Der Sangspruch löste sich später in den Meistersang auf.
Tagelied: Das Tagelied ist ein Minnelied, das die Verabschiedung zweier Liebender nach einer gemeinsamen Liebesnacht, den Schmerz des Abschieds und die Furcht der Aufdeckung der Liebe zum Thema hat. Herausragende Tagelied-Dichter sind Walther von der Vogelweide (z. B. Friuntlichen lac), Heinrich von Morungen (z. B. Owê, – Sol aber mir iemer mê) und Wolfram von Eschenbach.
Kreuzlied: Das Kreuzlied ist eine Form des Minnesangs, in welcher der Minnesänger vor der Entscheidung steht, sich einem Kreuzzug anzuschließen oder den Minnedienst für seine Herrin fortzuführen. Kreuzlieder schrieben z. B. Friedrich von Hausen (z. B. Min herze und min lip die wellent scheiden) und Albrecht von Johannsdorf (z. B. Ich und ein wîp).
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Epoche: Frühmittelalter
Der Begriff Mittelalter ging aus der nachfolgenden Epoche, der Renaissance, hervor. Die Humanisten wählten den Begriff für die Zeit zwischen Antike und der Neuzeit.
Weltbild des Frühmittelaters
Das mittelalterliche Weltbild ist tief von Kirche und Bibel geprägt. Gott ist der Erschaffer der Welt, der Natur und des Menschen und lenkt diese. Die Vertreibung aus dem Paradies wird als Beginn der Geschichte angesehen, die europäischen Königs- und Kaiserreiche – unter Einfluss der Kirche – als Vorläufer des Gottesreichs auf der Erde, nach dem Jüngsten Gericht. Der einzelne Mensch ist Bestandteil dieser Ordnung, er fühlt sich als Teil der Gesellschaft, nicht als Individuum.
Historischer Hintergrund
Die einsetzende Völkerwanderung und der Zerfall des Römischen Reiches markieren den Beginn des Mittelalters und damit gleichzeitig das Ende der Antike. Die Herrschaftsgewalt zersplitterte sich zunächst in grundherrschaftliche, später in lehensrechtliche Beziehungen bis hin zur Entstehung des Königreiches. Die Macht wurde dabei nicht nur von den Adligen, meistens Lehnsherren, ausgeübt, sondern auch von der Kirche, die eine eigene Machtposition vertrat.
Durch Salbung des Königs war dieser auch kirchlich legitimiert. Im Frühmittelalter war die Kirche der Kulturträger der Gesellschaft, denn meist wusste nur der Klerus über das Lesen und Schreiben Bescheid. Die Gesellschaft war geteilt in die Stände Klerus, Adel und Bauern. Sie richtete sich auf agrarwirtschaftliche und naturalwirtschaftliche Produktion aus.
Das Frühmittelalter wurde von drei bedeutenden Adelsgeschlechtern geprägt: den Karolingern, den Ottonen und den Saliern. Das fränkische Hochadelsgeschlecht beherrschte von 750-900 Westeuropa. Sein bedeutendster Vertreter war Karl der Große (768-814), der im Jahre 800 zum ersten Kaiser vom Papst gekrönt wurde. Nach dessen Tode zerfiel das Karolingerreich. Die östlichen Gebiete, dem späteren Heiligen Römischen Reich, wurden von den Ottonen (900-1024) übernommen.
Das Ottonengeschlecht erlosch, als des nach dem Tode Heinrich II. keine männlichen Nachfolger mehr gab. Die Königswürde wurde auf Konrad II., einem Salier, übertragen. Das fränkische Adelsgeschlecht der Salier regierte von 1024-1125. Nach dem Tod des kinderlosen letzten salischen Königs ging dessen Besitztümer an die Staufer über.
Die frühmittelalterliche Dichtung
Germanische Literaturzeugnisse
Die Germanen brachten bei ihrer Völkerwanderung eine eigene Literatur mit. Es entstanden in verschiedenen Gegenden unterschiedliche Sagenkreise. Überlieferungen aus der Germanischen Literatur sind das Hildebrandslied und die Merseburger Zaubersprüche.
Die Merseburger Zaubersprüche wurden erst im 10. Jahrhundert aufgezeichnet, entstanden wahrscheinlich aber noch vor 750. Der erste Spruch dient der Befreiung eines Gefangenen, der zweite Spruch zur Heilung eines verrenkten Pferdefußes. Das Hildebrandslied ist das einzige germanische Heldenlied in althochdeutscher Sprache. Das Hildebrandslied wurde um 830 von zwei Mönchen des Fuldaer Klosters auf die inneren Deckblätter eines Gebetbuches geschrieben. Entstanden ist es um 770/780.
Die 68 erhaltenen stabenden Langzeilen berichten vom Vater-Sohn-Kampf zwischen Hildebrand und Hadubrand, die Handlung bricht aber mitten im Kampf ab. Aus altnordischen Dichtungen geht hervor, dass Hildebrand seinen Sohn erschlägt.
Merseburger Zaubersprüche: Zweiter Spruch
Phol ende uuodon uuorun zi holza. du uuart demo balderes uolon sin uuoz birenkit. thu biguol en sinthgunt, sunna era suister, thu biguol en friia, uolla era suister, thu biguol en uuodan, so he uuola conda: sose benrenki, sose bluotrenki, sose lidirenki: ben zi bena, bluot zi bluoda, lid zi geliden, sose gelimida sin.
Übersetzung
Phol und Wodan ritten zu Walde. Da ward dem Fohlen Balders sein Fuss verrenkt. Da besprachen ihn Sinthgund und Sunna, ihre Schwester, da besprachen ihn Frija und Volla, ihre Schwester, da besprach ihn Wodan, wie er’s wohl verstand: So Beinverrenkung, so Blutverrenkung, so Gliedverrenkung: Bein zu Beine, Blut zu Blute, Glied zu Glieden, als wenn sie geleimet wären.
Althochdeutsche Literatur (760-1060)
Unter Karl dem Großen (768-814) wurden die Germanen christianisiert und die Geistlichen betrachteten es als ihre Aufgabe, den „Bekehrten“ die christliche Literatur nahezubringen. Die Lese- und Schreibkunst blieb lediglich den Mönchen vorbehalten. Die althochdeutsche Literatur vereint zwei Traditionsstränge: germanisch-heidnische Elemente und christlich-antike Elemente. Um 760/765 verfasste der Bischof Arbeo von Freising ein lateinisch-deutsches Wörterbuch, das nach seinem ersten Eintrag benannt wurde: Abrogans. Dieses Werk ist das erste erhaltene Zeugnis der deutschen Sprache.
Heidnische Zaubersprüche wurden von den Christen als Segenssprüche übernommen. Die heidnischen Götter wurden dabei ausgelassen und für sie wurde Gott eingesetzt. Für die deutsche Literaturgeschichte ist die um 865 entstandene Evangelienharmonie von Otfrid von Weißenburg von großer Bedeutung.
Otfrid führte als erster Dichter den Endreim in die deutschsprachige Literatur ein. Seine Evangelienharmonie, die das Leben Jesu von der Geburt bis zur Auffahrt in den Himmel schildert, ist in vier Handschriften überliefert.
Frühmittelhochdeutsche Literatur (1060-1120)
Die Paraphrase des Hohen Liedes (um 1060) von Williram von Ebersberg markiert den Beginn der mittelhochdeutschen Dichtung. Darin deutete Williram das Verhältnis Braut – Bräutigam auf das Verhältnis Kirche – Gott um.
Das über den Kölner Erzbisch Anno verfasste Annolied (ca. 1080) ist das erste biographische Werk der deutschen Sprache. Im Annolied wird Anno als Heiliger dargestellt, der gegen die zerstörerischen Folgen weltlicher Taten im Sinne der weltverneinenden Haltung der kluniazensischen Reform wirkt. Das Werk beginnt aber mit einer Abhandlung der Menschheitsgeschichte bis hin zum Römischen Reich. Außerdem enthält es einen Hinweis auf die Krimgoten.
Vorhöfische Literatur (1120-1180)
Zwischen 1120 und 1140 entstand das Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht. Es ist das erste Werk in der deutschen Literaturgeschichte, das nicht auf eine lateinische Quelle, sondern eine volksprachliche (altfranzösische) Quelle zurückgeht: ein Gedicht von Alberich von Besancon. Zudem ist es das erste weltliche Epos in deutscher Sprache. Das Alexanderlied berichtet über das Leben Alexanders des Großen.
Zu den profanen Werken profaner Autoren zählen die anonym verfassten, sogenannten Spielmannsepen König Rother (ca. 1150), Salman und Morolf (ca. 1160), Sanct Oswald (ca. 1170), Herzog Ernst (ca. 1180) und Orendel (ca. 1180). Diese waren bisher nur mündlich überliefert und wurden nun von den Autoren am Schreibpult buchmäßig gestaltet.
Eine der bekanntesten Vertreterinnen der Mystik war Hildegard von Bingen (1098-1179) mit ihrem Werk Liber Scivias (Wisse die Wege, 1141/53), welches den Beginn der deutschsprachigen Mystik markiert.
Literarische Formen im Frühmittelalter
Zaubersprüche
Segen
Rätsel
Gelöbnisse
Heldensagen
Fürstenpreis/Fürstenlob
Gebete
Evangelienharmonien
Memento mori
Spielmannsepen
Evangelienharmonie: Verschmelzung der vier Evangelien zu einer fortlaufenden Handlung, in der das Leben Jesu geschildert wird.
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* 10. November 1759 in Marbach † 9. Mai 1805 in Weimar
Das Leben von Friedrich von Schiller
Kindheit und Jugend
Am 10. November 1759 wird Johann Christoph Friedrich Schiller in Marbach als Sohn des Arztes Johann Caspar Schiller geboren. 1766 tritt er nach Besuch der Lorcher Dorfschule in die Ludwigsburger Lateinschule ein. Nach einer Weisung des Herzogs Karl Eugen studiert Schiller seit 1773 zunächst Jura, ab 1775 dann Medizin an einer Militärakademie bei Stuttgart. Schiller macht sich in dieser Zeit mit der Lektüre zahlreicher Dichter und Philosophen vertraut, darunter auch Klopstock, Lessing und Shakespeare.
Der Stürmer und Dränger
Unter dem Einfluss der Aufklärung nimmt Schiller 1777 die Arbeit an den Räubern auf (1781 anonym erschienen). Schiller nahm damit eine zentrale Rolle des Sturm und Drangs ein. 1780 schließt er die Militärakademie im zweiten Anlauf mit der Dissertation Versuch über den Zusammenhang der tierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen ab. Im selben Jahr wird er von Karl Eugen in Stuttgart zum Regimentsarzt ernannt.
Nachdem er Stuttgart zweimal unerlaubt verlassen hat, im Januar 1782 zur Uraufführung seiner Räuber nach Mannheim und im Mai des gleichen Jahres ein weiteres Mal nach Mannheim, erhält Schiller zwei Wochen Arrest und Schreibverbot. In Begleitung seines Freundes Andreas Streicher flüchtet Schiller aus Stuttgart und taucht zunächst in Mannheim unter. Bis Ende dieses Jahres hält er sich in weiteren Orten, z. B. Frankfurt a. M., versteckt.
Im Dezember 1782 wird er von der Schriftstellerin Henriette von Wolzogen aufgenommen und erhält ein Gut in Bauerbach (Thüringen). Hier nimmt der die Arbeit an Luise Millerin, das später in Kabale und Liebe umbenannt wurde, auf. 1783 wird Luise Millerin fertiggestellt. Schiller erhält für ein Jahr eine Anstellung als Theaterdichter in Mannheim. Eine zweite Fassung seines Fiesko, ein historisches Drama, bringt keinen Erfolg. Erst mit der Aufführung von Kabale und Liebe 1784 stellt sich der ersehnte Erfolg ein. Schiller wird daraufhin Mitglied der Kurfürstlichen Deutschen Gesellschaft und hält seine Antrittsrede Vom Wirken der Schaubühne auf das Volk, die 1802 überarbeitet als Die Schaubühne als moralische Anstalt erscheint.
Nachdem sein Anstellungsvertrag am Mannheimer Theater nach einem Jahr auslief und nicht verlängert wurde, geriet Schiller in finanzielle Schwierigkeiten. 1785 wird er von seinem Verehrer und späteren Freund Christian Gottfried Körner aufgenommen.
Zwischen 1785 und 1787 hält sich Schiller vorwiegend in Leipzig und Dresden auf. In dieser Zeit konnten nur wenige Werke beendet werden, darunter die Hymne An die Freude, die später von Beethoven vertont wurde, und Don Carlos. Im Juli 1787 verlässt Schiller Dresden und übersiedelt nach Weimar.
Schillers Geburtshaus
Dieses Haus in Marbach am Neckar, nahe Ludwigsburg, ist Schillers Geburtshaus. Heute ist es ein Museum und für jeden zugänglich.
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In der Zeit von Juli 1787 bis Mai 1788 hält sich Schiller in Weimar auf. Dort macht er Bekanntschaft mit Johann Gottfried von Herder und Christoph Martin Wieland. Schiller wird für diese Zeit Mitarbeiter von Wielands ZeitschriftDer Teutsche Merkur.
Im Winter 1788 besucht Schiller Süddeutschland und lernt Charlotte von Lengefeld kennen, die er am 22. Februar 1790 heiratete. Schiller beschäftig sicht intensiv mit historischen Studien, daraus resultierte auch die Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der Spanischen Regierung (1788), um seine finanzielle Lage zu verbessern.
Im selben Jahr lernt er Johann Wolfgang von Goethe kennen. 1789 wird Schiller zum Professor für Geschichte an die Universität Jena berufen. Seine Antrittsvorlesung Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? wird von den Studenten mit großer Begeisterung aufgenommen.
1790 erhält Schiller eine jährliche Pension vom Herog Karl August von Weimar, um die geplante Hochzeit mit Charlotte von Lengefeld zu ermöglichen. Schiller erkrankt im selben Jahr auch an einer schweren Lungenentzündung, von der er sich nie mehr richtig erholen wird. Durch die Krankheit geriet er wieder in finanzielle Schwierigkeiten.
1791 erhält er Besuch vom dänischen Dichter Baggesen, der sich bei seiner Regierung für ihn einsetze und diese ihm schließlich eine dreijährige Pension gewährt, die nach Ablauf noch zwei weitere Jahre verlängert wurde. In seiner Jenaer Zeit setzt sich Schiller vor allem mit den Werken Immanuel Kants auseinander, dessen idealistische Philosophie Schillers Ästhetik in seiner klassischen Periode maßgeblich beeinflusste.
1792 wird Schiller von der Französischen Republik für sein Drama Die Räuberzum französischen Ehrenbürger ernannt. Außerdem erleidet er einen Rückfall seiner Krankheit, die ihn zwingt seine Lehrtätigkeit auszusetzen. Zu Beginn des Jahres 1793 kann Schiller seine Vorlesungen wieder aufnehmen. Sein Sohn Carl wird geboren. Schiller gründet die literarische Zeitschrift Die Horen.
Das Jahrzehnt mit Goethe
1794 kommt es zu verschiedenen Begegnungen, u. a. mit Hölderlin, Johann Gottlieb Fichte und Wilhelm von Humboldt. Auch mit Johann Wolfgang von Goethe kommt es zu einer Annäherung, indem er ihn als Mitarbeiter für seine Zeitschrift Die Horen gewinnt. Zwischen Goethe und Schiller entwickelt sich eine immer stärker werdende Freundschaft.
Schiller besucht Goethe in Weimar mehrere Male. Über die ästhetische Erziehung des Menschen (1795) und Über naive und sentimentalische Dichtung (1795) erscheint in den Horen. Zwischen Goethe und Schiller besteht in dieser Zeit ein reger Briefwechsel. 1796 erscheinen die aus gemeinsamer Arbeit zwischen beiden resultierten Xenien in Schillers Muselalmanach. Im berühmten Balladenjahr 1797 entstehen zahlreiche Balladen, die auch auf den Einfluss Goethes zurückzuführen sind, und die auch im Muselalmanach veröffentlicht werden. Die entstandenen Werke von Schiller und Goethe dieser Zeit orientieren sich an der Antike und Renaissance und prägten den Stil der Weimarer Klassik.
Schiller wendet sich nun verstärkt der Dichtung zu. 1799 kann seine Wallenstein-Trilogie fertiggestellt und uraufgeführt werden. Im Dezember 1799 übersiedelt er mit seiner Familie nach Weimar. Dort wird er Mitarbeiter des Weimarer Theaters. In rascher Abfolge entstehen nun die Theaterstücke Maria Stuart (1800), Die Jungfrau von Orleans (1801), Die Braut von Messina (1803) und Wilhelm Tell (1804).
1802 wird Schiller geadelt und darf sich nun Friedrich von Schiller nennen. Seine Arbeit am Drama Demetrius kann nicht mehr vollendet werden. Schiller stirbt am 9. Mai 1805 infolge eines schweren Rückfalls seiner ein Jahr zuvor erneut ausgebrochenen Krankheit. 1827 wird sein Sarg in der Weimarer Fürstengruft überführt, in der man später auch Goethe beisetzt.
Zeittafel
Datum
Ereignis
10.11.1759
Geburt Schillers in Marbach
1773
Aufnahme eines Jurastudiums an einer Militärakademie bei Stuttgart
1775
Schiller studiert Medizin
1777
Schiller arbeitet an den ersten Szenen der Räuber
1780
Abschluss der Militärakademie und Ernennung Schillers zum Regimentsarzt
1782
Uraufführung der Räuber in Mannheim, unerlaubte Teilnahme Schillers daran; zweiwöchige Arreststrafe und Schreibverbot; gemeinsame Flucht Schillers mit seinem Freund Streicher aus Stuttgart; Aufenthalt Schillers an verschiedenen Orten Deutschlands
Dezember 1782
Aufnahme Schillers bei der Schriftstellerin Henriette von Wolzogen; erste Arbeiten an Kabale und Liebe
1783
einjährige Anstellung in Mannheim als Theaterdichter
1785
Aufnahme Schillers bei seinem Freund Körner
1787
langer Aufenthalt Schillers in Weimar; Schiller macht Bekanntschaft mit Herder und Wieland
1788
Schiller ist in Süddeutschland unterwegs und lernt Charlotte von Lengenfeld kennen; erste Begegnung zwischen Schiller und Goethe
1789
Schiller wird Professor für Geschichte an der Universität in Jena; große Begeisterung über seine Antrittsrede Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?
1790
schwere Erkrankung an einer Lungenentzündung
22.02.1790
Heirat Schillers mit Charlotte von Lengenfeld
1792
Schiller wird zum Ehrenbürger der Französischen Republik für sein Bühnenwerk Die Räuber
1793
Gründung der Zeitschrift Die Horen
1794
Begegnung Schillers mit Hölderlin, Fichte und Wilhelm von Humboldt
1795
Freundschaft Schillers mit Goethe wird immer stärker; reger Briefwechsel zwischen beiden; Beginn gemeinsamer Arbeiten; häufige Besuche Schillers in Weimar
1797
Entstehung zahlreicher Balladen im sogenannten „Balladenjahr“ unter dem Einfluss von Goethe
1799
Vollendung und Uraufführung der Wallenstein-Trilogie
Dezember 1799
Übersiedlung Schillers nach Weimar; Mitarbeit am hiesigen Theater
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* 28. August 1749 in Frankfurt a. M. † 22. März 1832 in Weimar
Das Leben von Johann Wolfgang von Goethe
Kindheit, Jugend und Studienzeit
Johann Wolfgang Goethe wurde am 28. August 1749 als Sohn des kaiserlichen Rates Johann Caspar Goethe und seiner Frau Catharina Elisabeth in Frankfurt am Main geboren. Von seinen fünf Geschwistern überlebt nur Cornelia (geb. am 7. Dezember 1750), mit der er seine Kindheit gemeinsam verbringt und ein enges Verhältnis aufbaut.
Ab 1752 besucht Goethe drei Jahre lang die Frankfurter Spielschule. Mit dem Umbau des Elternhauses 1755 erhält der junge Goethe Privatunterricht. In seiner Jugend wird er Zeuge bedeutender historischer Ereignisse, u.a. die Besetzung Frankfurts durch die Franzosen 1759 oder die Krönung Josephs des Zweiten 1764.
Im Oktober 1765 nahm er auf Wunsch seines Vaters ein Jurastudium in Leipzig auf. Nebenher besuchte Goethe auch philosophische und literaturgeschichtliche Vorlesungen, u. a. bei Gellert und Gottsched. Er beschäftigte sich außerdem in dieser Zeit mit Lessing und der Aufklärung sowie mit Klopstock und der Empfindsamkeit. Bei Adam F. Oeser nahm er Zeichenunterricht. Im August 1768 muss er das Studium wegen schwerer Krankheit abbrechen. Goethe kehrte daraufhin wieder ins Elternhaus zurück. Seine Genesung verzögerte sich durch einige Rückfälle bis März 1770. In dieser Zeit wird Goethe vor allem von religiöser Lektüre beeinflusst, angeregt durch Susanna Katharina von Klettenberg.
Von April 1770 bis August 1771 setzt Goethe in Straßburg sein Jurastudium fort. Auch Herder hielt sich um diese Zeit in Straßburg auf. Goethe knüpfte in Straßburg Kontakte zu Jakob Michael Reinhold Lenz, und Gottfried von Herder und machte Bekanntschaft mit Friedericke Brion. Ihr widmete er zahlreiche Gedichte, darunter das Heidenröslein, Mailied und Willkommen und Abschied. Im August 1771 promoviert Goethe zum Lizentiaten der Rechte.
Goethes Geburtshaus
Dieses Haus in der Innenstadt Frankfurts am Main, war bis 1795 der Wohnsitz der Familie Goethe. Heute ist es ein Museum und für jeden zugänglich.
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Nach seiner Promotion in Straßburg kehrt Goethe nach Frankfurt zurück. Er nimmt seine Arbeit als Rechtsanwalt auf, wandte sich aber nebenher verstärkt der Dichtung zu. So konnte er die Urfassung von Goetz von Berchlingen vollenden, die Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand.
1772 macht Goethe Bekanntschaft mit Charlotte Buff, als er Praktikant im Reichskammergericht in Wetzlar ist. Außerdem arbeitet er an den Frankfurter Gelehrten Anzeigen mit, das den Beginn seiner schriftstellerischen Karriere markiert. Die unerfüllte Liebe zu Charlotte Buff regt Goethe zu seinem Briefroman Die Leiden des jungen Werthers an, der ihn schlagartig berühmt machte. Es entstanden auch einige Hymnen, darunter Ganymed, Prometheus und Wandrers Sturmlied. In der Zeit zwischen 1773 und 1775 arbeitet Goethe an ersten Fassungen seiner Dramen Urfaust, Prometheus und Mahomet. Dabei orientiert er sich besonders an den Werken Shakespeares. Auf seinen Reisen im Jahr 1774 nimmt Goethe Kontakt zu Johann Caspar Lavater, den Brüdern Jacobi und Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach auf. Im April 1775 kommt es zur Verlobung mit Lili Schönemann, die aber ein halbes Jahr später wieder gelöst wird.
Das erste Weimarer Jahrzehnt
Goethe wird gegen Ende des Jahres 1775 von Karl August nach Weimar eingeladen. Dort macht er erste Bekanntschaft mit Charlotte von Stein. Im November siedelt er schließlich ganz über. In Weimar war die einflussreiche Herzogin Anna Amalia ansässig, die bedeutende Persönlichkeiten des deutschen Schriftstellerlebens um sich versammelte. Darunter befand sich auch Christoph Martin Wieland. Mit der Ankunft Goethes nahmen die kulturelle Aktivität der Stadt Weimar enorm zu.
1776 bis 1782 wohnte Goethe in einem Gartenhaus an den Ilmwiesen. Er wird Beamter der Stadt Weimar und zum Geheimen Legationsrat ernannt. 1776 kommt auch Herder, als Generalsuperintendent, nach Weimar. Mit der Oberaufsicht über den Illmenauer Bergbau und der engen Beziehung mit Charlotte von Stein verstärkt sich Goethes gefasster Entschluss, in Weimar zu bleiben.
1777 stirbt seine Schwester Cornelia. Während sein Schauspiel Stella (1776) noch vom Sturm und Drang geprägt war, setzt sich jetzt der Humanismus-Gedanke in Goethes Werken allmählich durch. 1779 entsteht die Prosafassung von Iphigenie auf Tauris, die 1786 in Blankverse umgeschrieben wurde. Im Januar 1779 wird Goethe die Leitung der Kriegs- und Wegebaukommission übertragen, durch die er viele Dienstreisen mit dem Herzog unternahm. Im September wird Goethe zum Geheimen Rat ernannt. Die Aufsicht über den Bergbau in Illmenau veranlasst Goethe sich mit mineralogischen Studien zu beschäftigen. 1782 stirbt sein Vater. Goethe bezieht des Haus am Frauenplan. 1784 entdeckt er den Zwischenkieferknochen des Menschen. 1785 sind die Arbeiten an Wilhelm Meisters theatralischer Sendung abgeschlossen. Goethe hält sich nun öfters in Karlsbad auf.
Italienreise und Rückkehr nach Weimar
Im Herbst des Jahres 1786 bricht Goethe heimlich in Karlsbad auf und begab sich auf eine Erholungs- und Bildungsreise nach Italien. Zu diesem Entschluss brachte ihn die immer drückender empfundenen höfischen und dienstlichen Verpflichtungen. Goethe gab sich dabei als „Maler Möller“ aus. Am 29. Oktober erreichte er Rom, das eigentliche Ziel seiner Reise. Dort machte er Bekanntschaft mit dem Maler Tischbein und dem Dichter Karl Philipp Moritz. Neben der Beschäftigung mit antiker Bildhauerkunst und der Malerei arbeitete Goethe auch an seinen literarischen Projekten Iphigenie, Egmont, Tasso und Faust weiter. Bereits 1786 konnte Iphigenie auf Tauris in Versform fertiggestellt werden, 1788 dann Egmont. Am 23. April 1788 brach Goethe in Rom auf und trat seine Heimreise an. Am 18. Juni traf er in Weimar wieder ein.
Goethe wird in Weimar auf eignen Wunsch von den meisten der höfischen und dienstlichen Pflichten entbunden. Er wird stattdessen mit der Leitung künstlerischer Anstalten des Herzogtums betraut, darunter z. B. das „Freie-Zeichen-Institut“. Im Juli lernt Goethe seine zukünftige Lebensgefährtin, Christiane Vulpius, kennen. Noch im gleichen Jahr kommt es in Rudolstadt zur ersten Begegnung zwischen Goethe und Friedrich Schiller.
Goethe verhalf Schiller zu einer Professur in Jena. 1789 wird Goethes Sohn August geboren. Die Arbeit am Tasso sind abgeschlossen. Zur Französischen Revolution verhält sich Goethe ablehnend. 1790 erscheinen Die Metamorphose der Pflanzen und Faust, ein Fragment. 1791 wird Goethe zum Leiter des Weimarer Hoftheaters. 1792 begleitet Goethe Herzog Karl-August im 1. Koalitionskrieg Preußens und Österreichs gegen Frankreich. Er selbst wird Augenzeuge der Kanonade von Valmy, am 20. September 1792. Das Schauspiel Der Groß-Koptha entsteht. 1793 ist Goethe Beobachter bei der Belagerung von Mainz. Der Bürgergeneral und Reineke Fuchs werden veröffentlicht. Goethe beschäftigt sich seit 1793 bis 1798 intensiv mit Studien zu Homer.
Das Jahrzehnt mit Schiller
1794 kann Schiller Goethe zur Mitarbeit an seiner Zeitschrift Die Horen gewinnen. Daraus entwickelte sich eine intensive Freundschaft zwischen den beiden, die zunächst nur aus einem ständigen Briefwechsel bestand. Seit der Tagung der „Naturforschenden Gesellschaft“ in Jena 1794 ist Schiller häufiger Gast bei Goethe in Weimar.
1796 entstehen die Xenien. 1797 erhält Goethe die Aufsicht über die Weimarer Bibliothek. Das Jahr 1797 ging als das „Balladenjahr“ in die Geschichte ein, da aus einem Dichterwettstreit zwischen Goethe und Schiller zahlreiche Balladen hervorgingen, darunter Der Gott und die Bajadere, Der Schatzgräber, Der Zauberlehrling, Die Braut von Korinth und Legende. Beide befassten sich auch intensiv mit der Theorie der literarischen Gattungen, dessen Ergebnis 1797 in der Schrift Über epische und dramatische Dichtung festgehalten wurde. Goethe setzte in dieser Zeit auch seine Arbeiten am Faust fort.
1798 erschien die periodische Kunstzeitschrift Propyläen, unter der Mitarbeit Schillers und Humboldts. Im Dezember 1799 übersiedelt Schiller nach Weimar. Er drängte Goethe zur Vollendung des Fausts. Aus der Zusammenarbeit der beiden Dichter ging der Stil der Weimarer Klassik hervor, der sich an Antike und Renaissance orientierte. 1803 erhält Goethe die Oberaufsicht über die naturwissenschaftlichen Institute der Universität Jena. 1804 wird er zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt. Am 9. Mai 1805 stirbt sein engster Freund, Schiller. Dieses Ereignis nimmt einen tiefen Einschnitt in das Leben Goethes, das bis dahin von einer intensiven Freundschaft und geistigen Beziehung der beiden geprägt war. Im Epilog zu Schillers Glocke setze er ihm ein Denkmal.
Das Jahrzehnt nach Schillers Tod
In der Zeit nach Schiller, zählten Ludwig von Knebel, Carl Friedrich Zelter und Wilhelm von Humboldt zu Goethes engsten Freunden. Goethe setze sich ab 1806 intensiv mit der Romantik auseinander. Die Sammlung Des Knaben Wunderhorn (1806-1808) von Achim von Arnim und Clemens Brentano regten Goethe an, sich mit dem deutschen Mittelalter und der Volkspoesie zu beschäftigen.
Im April 1806 wurde Faust, erster Teil abgeschlossen. Im Oktober kam es zur Schlacht bei Jena und zur Besetzung Weimars. Goethe heiratete in diesem Jahr Christiane Vulpus. 1807 macht er Bekanntschaft mit Bettina Brentano, der späteren Frau Achim von Arnims. Goethe beginnt die Arbeit an Wilhelm Meisters Wanderjahre. 1808 stirbt Goethes Mutter.
Auf dem Erfurter Fürstenkongress kam es zur Begegnung zwischen Goethe und Napoleon I. 1809 erscheinen Die Wahlverwandtschaften. 1810 kam es zum Abschluss der Arbeit an der Farbenlehre. Der erste Teil seiner Autobiographie Dichtung und Wahrheit, erster Teil, erschien 1811. In Karlsbad kam es 1812 zur Begegnung mit Ludwig van Beethoven, der einige Gedichte Goethes vertonte. Dichtung und Wahrheit, zweiter Teil, wurde fertiggestellt.
1813 verlor die Künstler-Stadt Weimar einen weiteren wichtigen Geist, den Dichter Christoph Martin Wieland. Im gleichen Jahr fand zwischen dem 16. und 19. Oktober die Völkerschlacht bei Leipzig statt. Der dritte Teil seiner Autobiographie erschien. 1814 kommt es zur Begegnung mit Marianne von Willemer und den Brüdern Boisserée.
Die letzten Lebensjahre
1815 unternimmt Goethe ausgedehnte Reisen ins Rhein- und Maingebiet. Sachsen-Weimar-Eisenach wird durch einen Beschluss des Wiener Kongresses zum Großherzogtum. Im September findet die letzte Begegnung mit Marianne von Willemer statt. Im Dezember wird Goethe mit dem Amt eines Staatsministers betraut.
Am 6. Juni 1816 stirbt seine Frau, Christiane. 1817 hält sich Goethe öfters in Jena auf. Von der Leitung des Hoftheaters wird er entbunden. Mit zunehmenden Alter zog sich Goethe vom Weimarer Gesellschaftsleben zurück und wendete sich nun hauptsächlich seinen Werken zu. 1819 ist der West-östliche Divan abgeschlossen. 1820 beginnt die Arbeit an Wilhelm Meisters Wanderjahren, die 1829 vollendet wurde. 1821 kommt es zur ersten Begegnung mit Ulrike von Levetzow, seiner letzten Liebe.
1825 nimmt er seine Arbeit am Faust, zweiter Teil. wieder auf. Im Januar 1827 stirbt Charlotte von Stein, im Juni des darauffolgenden Jahres Großherzog Karl August. 1830 erscheint der letzte Teil seiner Autobiographie, Dichtung und Wahrheit, vierter Teil. Im November erfährt er vom Tode seines Sohnes, der schon Ende Oktober verstarb. Goethe erlitt einen Blutsturz. 1831 wird Faust, zweiter Teil. vollendet. Am 22. März 1832 stirbt Goethe in seinem Haus am Frauenplan. Er wurde neben Schiller in der Weimarer Fürstengruft beigesetzt.
Werke von Johann Wolfgang von Goethe
Zum Schäkespears Tag (1771)
Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand (1771)