Dienstag, April 23, 2024

Willkommen und Abschied – Johann Wolfgang von Goethe

Für Links in diesem Beitrag erhält https://www.literaturwelt.com ggf. eine Zahlung von einem Partner. Der Inhalt bleibt unbeeinflusst.

Autor: Johann Wolfgang von Goethe
Werk:
Willkommen und Abschied
Erscheinungsjahr: 1827

 Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde!
 Es war getan fast eh gedacht.
 Der Abend wiegte schon die Erde,
 Und an den Bergen hing die Nacht;
5Schon stand im Nebelkleid die Eiche,
 Ein aufgetürmter Riese, da,
 Wo Finsternis aus dem Gesträuche
 Mit hundert schwarzen Augen sah.
 
Der Mond von einem Wolkenhügel
10Sah kläglich aus dem Duft hervor,
 Die Winde schwangen leise Flügel,
 Umsausten schauerlich mein Ohr;
 Die Nacht schuf tausend Ungeheuer,
 Doch frisch und fröhlich war mein Mut:
15In meinen Adern welches Feuer!
 In meinem Herzen welche Glut!
 
Dich sah ich, und die milde Freude
 Floß von dem süßen Blick auf mich;
 Ganz war mein Herz an deiner Seite
20Und jeder Atemzug für dich.
 Ein rosenfarbnes Frühlingswetter
 Umgab das liebliche Gesicht,
 Und Zärtlichkeit für mich – ihr Götter!
 ich hofft es, ich verdient es nicht!
25
Doch ach, schon mit der Morgensonne
 Verengt der Abschied mir das Herz:
 In deinen Küssen welche Wonne!
 In deinem Auge welcher Schmerz!
 Ich ging, du standst uns sahst zu Erden,
30Und sahst mir nach mit nassem Blick:
 Und doch, welch Glück, geliebt zu werden!
 Und lieben, Götter, welch ein Glück!

Mehr Infos zum Werk Willkommen und Abschied

https://de.wikipedia.org/wiki/Willkommen_und_Abschied

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein