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Autor: Theodor Storm – bei Wikipedia
Werk: Weihnachtsabend
entstanden: 1852
Wichtig: Es gibt auch ein weiteres Gedicht mit dem Titel Weihnachtsabend von Theodor Storm. Hier kommst du zum jeweils anderen Gedicht.
Weihnachtsabend
Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll,
Der Kinder denkend, die ich liess zu Haus.
Weihnachten wars; durch alle Gassen scholl
Der Kinderjubel und des Marks Gebraus.
Und wie der Menschenstrom mich fortgespuelt,
Drank mir ein heiser Stimmlein in das Ohr:
“Kauft, lieber Herr!” Ein mageres Haendlein hielt
feilbietend mir ein aermlich Spielzeug vor.
Ich schrak empor, und beim Laternenschein
Sah ich ein bleiches Kinderangesicht;
Wes Alters und Geschlecht es mochte sein,
Erkannt ich im Voruebertreiben nicht.
Nur von dem Treppenstein, darauf es sass,
Noch immer hoert’ ich, muehsam, wie es schien:
”Kauft, lieber Herr!” den Ruf ohn Unterlass;
Doch hat wohl keiner Ihm Gehoer verliehn.
Und ich? – War’s Ungeschick, war es die Scham,
Am Weg zu handeln mit dem Bettelkind?
Eh’ meine Hand zu meiner Boerse kam,
Verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind.
Doch als ich endlich war mit mir allein,
Erfasste mich die Angst im Herzen so,
Als saess’ mein eigen Kind auf jenem Stein
Und schrie nach Brot, indessen ich entfloh.