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Autor: Johann Wolfgang von Goethe
Werk: Willkommen und Abschied
Erscheinungsjahr: 1827
| Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde! | |
| Es war getan fast eh gedacht. | |
| Der Abend wiegte schon die Erde, | |
| Und an den Bergen hing die Nacht; | |
| 5 | Schon stand im Nebelkleid die Eiche, |
| Ein aufgetürmter Riese, da, | |
| Wo Finsternis aus dem Gesträuche | |
| Mit hundert schwarzen Augen sah. | |
Der Mond von einem Wolkenhügel | |
| 10 | Sah kläglich aus dem Duft hervor, |
| Die Winde schwangen leise Flügel, | |
| Umsausten schauerlich mein Ohr; | |
| Die Nacht schuf tausend Ungeheuer, | |
| Doch frisch und fröhlich war mein Mut: | |
| 15 | In meinen Adern welches Feuer! |
| In meinem Herzen welche Glut! | |
Dich sah ich, und die milde Freude | |
| Floß von dem süßen Blick auf mich; | |
| Ganz war mein Herz an deiner Seite | |
| 20 | Und jeder Atemzug für dich. |
| Ein rosenfarbnes Frühlingswetter | |
| Umgab das liebliche Gesicht, | |
| Und Zärtlichkeit für mich – ihr Götter! | |
| ich hofft es, ich verdient es nicht! | |
| 25 | Doch ach, schon mit der Morgensonne |
| Verengt der Abschied mir das Herz: | |
| In deinen Küssen welche Wonne! | |
| In deinem Auge welcher Schmerz! | |
| Ich ging, du standst uns sahst zu Erden, | |
| 30 | Und sahst mir nach mit nassem Blick: |
| Und doch, welch Glück, geliebt zu werden! | |
| Und lieben, Götter, welch ein Glück! |


