Donnerstag, April 25, 2024

Gedanken über die Zeit – Paul Fleming

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Autor: Paul Fleming
Werk:
Gedanken über die Zeit
Jahr: ca. 1632
Epoche: Barock

Info: Diese Gedicht wurde damals als Grabgedicht veröffentlicht.

Ihr lebet in der Zeit und kennt doch keine Zeit;
So wißt ihr Menschen nicht von und in was ihr seid;
Dies wißt ihr, daß ihr seid in einer Zeit geboren.
Und daß ihr werdet auch in einer Zeit verloren.
Was aber war die Zeit, die euch in sich gebracht?
Und was wird diese sein, die euch zu nichts mehr macht?
Die Zeit ist was und nichts. Der Mensch in gleichem Falle.
Doch was dasselbe was und nichts sei, zweifeln alle.
Die Zeit die stribt in sich und zeucht sich auch aus sich.
Dies kömmt aus mir und dir, von dem du bist und ich.
Der Mensch ist in der Zeit; sie ist in ihm ingleichen.
Doch aber muß der Mensch, wenn sie noch bleibet, weichen.
Die Zeit ist, was ihr seid; und ihr seid, was die Zeit;
Nur daß ihr wenger noch, als was die Zeit ist, seid.
Ach daß doch jene Zeit, die ohne Zeit ist, käme;
Und uns aus dieser Zeit in ihre Zeiten nähme.
Und aus uns selbsten uns, daß wir gleich könnten sein,
Wie der itzt jener Zeit, die keine Zeit geht ein!

Mehr Infos zum Werk Gedanken über die Zeit

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/frankfurter-anthologie/frankfurter-anthologie-gedanken-ueber-der-zeit-von-paul-fleming-16270391.html

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