Freitag, April 19, 2024

Der Fischer – Johann Wolfgang von Goethe

Für Links in diesem Beitrag erhält https://www.literaturwelt.com ggf. eine Zahlung von einem Partner. Der Inhalt bleibt unbeeinflusst.

Autor: Johann Wolfgang von Goethe
Werk:
Der Fischer
entstanden: 1779
Gedichtform: Ballade
Epoche: Sturm und Drang

Goethe (Bild aus: Wikipedia)

Der Fischer

Das Wasser rauscht‘, das Wasser schwoll,
Ein Fischer saß daran,
Sah nach der Angel ruhevoll,
Kühl bis ans Herz hinan.
Und wie er sitzt und wie er lauscht,
Teilt sich die Flut empor:
Aus dem bewegten Wasser rauscht
Ein feuchtes Weib hervor.

Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm:
„Was lockst du meine Brut
Mit Menschenwitz und Menschenlist
Hinauf in Todesglut?
Ach wüßtest du, wie’s Fischlein ist
So wohlig auf dem Grund,
Du stiegst herunter, wie du bist,
Und würdest erst gesund.

Labt sich die liebe Sonne nicht,
Der Mond sich nicht im Meer?
Kehrt wellenatmend ihr Gesicht
Nicht doppelt schöner her?
Lockt dich der tiefe Himmel nicht.
Das feuchtverklärte Blau?
Lockt dich dein eigen Angesicht
Nicht her in ew’gen Tau?“

Das Wasser rauscht‘, das Wasser schwoll,
Netzt‘ ihm den nackten Fuß;
Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll
Wie bei der Liebsten Gruß.
Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm;
Da war’s um ihn geschehn;
Halb zog sie ihn, halb sank er hin
Und ward nicht mehr gesehn.


Der Inhalt in Kürze

Diese Ballade handelt von einem Fischer, welchem, während er angelt, ein weibliches Meereswesen erscheint. Sie lockt ihn durch Gesang und Worte ins tiefe Wasser und so ertrinkt er schließlich.

Formale Analyse

  • 4 Strophen mit je 8 Versen (32 Verse)
  • größtenteils Kreuzreime (abab) vorhanden
  • außer: die Verse 9 und 11, sowie 29 und 31
  • Wechsel zwischen drei- und vier-hebigen Jamben
  • männliche Kadenzen (stumpf) vorwiegend

Mehr Infos zum Werk Der Fischer

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein