Sonntag, November 3, 2024

Prometheus – Johann Wolfgang von Goethe

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Autor: Johann Wolfgang von Goethe
Werk:
Prometheus
Entstehungsjahr: 1772-1774
Gedichtform: Ode/ Hymne
Epoche: Sturm und Drang

Goethe (Bild aus: Wikipedia)

Prometheus

Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst!
Und übe, Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn!
Musst mir meine Erde
Doch lassen stehn,
Und meine Hütte,
Die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.

Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn als euch Götter.
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.

Da ich ein Kind war,
Nicht wusste, wo aus, wo ein,
Kehrte mein verirrtes Aug
Zur Sonne, als wenn drüber wär
Ein Ohr zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.

Wer half mir
Wider der Titanen Übermut?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverei?
Hast du’s nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest, jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden dadroben?

Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herren und deine?

Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehn,
Weil nicht alle Knabenmorgen-
Blütenträume reiften?

Hier sitz‘ ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, weinen,
Genießen und zu freuen sich,
Und dein nicht zu achten,
Wie ich.


Der Inhalt in Kürze

In diesem Gedicht hält Prometheus, ein griechischer Titan (Riese in Menschengestalt), einen Monolog in welchem er die Götter und vor allem Zeus kritisiert und sich gegen sie auflehnt.

Formale Analyse

  • 7 Strophen und 58 Verse
  • es gibt kein festes Reimschema
  • einziger Reim: Verse 56 und 58 („sich,“ und „ich.“)
  • kein Metrum vorhanden
  • keine einheitlichen Kadenzen vorhanden

Vertonung von Prometheus

Dieses Werk wurde auch vom berühmten Komponisten Franz Schubert 1819 vertont. Hier kannst Du es Dir anhören.

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