Donnerstag, März 28, 2024

Literatur der DDR (1950-1990) – Epoche der Literatur

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Epoche: Literatur der DDR

Die Abkürzung DDR steht für ‚Deutsche Demokratische Republik‘.

Historischer Hintergrund

Am 7. Oktober 1949 wurde die DDR auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone gegründet. Hauptstadt wurde der östliche Teil Berlins. Der erste Staatspräsident war Wilhelm Pieck, erster Ministerpräsident Otto Grotewohl. Der eigentliche Machthaber war der Generalsekretär der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED).

Erster Generalsekretär war Walter Ulbricht von 1950 bis 1971. Durch die starke Abwanderung von fast drei Millionen Menschen begann am 13. August 1961 der Mauerbau in Berlin, um weitere Abwanderungen zu verhindern. Mitte der achtziger Jahre geriet die DDR in zunehmende wirtschaftliche Schwierigkeiten. Im August 1989 setzte eine Massenflucht ein.

Vom 7. Oktober bis zum 9. November kam es zu gewaltlosen Demonstrationen. Die Maueröffnung in Berlin erfolgte am 09.11.1989. Am 1. Juli 1990 wurde die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion eingeleitet, die schließlich zur Einheit Deutschlands am 3. Oktober 1990 führte.

Literatur der DDR
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Literatur der DDR

     Aufbauliteratur (1950-1961)

Eine der wichtigsten gemeinsamen Grundhaltungen in den Anfängen der DDR-Literatur war der Antifaschismus. Viele junge Autoren wandten sich gutgläubig dem Sozialismus zu, um den Faschismus endgültig auszulöschen. Die Literatur der DDR sollte beim Aufbau des Sozialismus von Anfang an eine große Rolle spielen und die Menschen zum Sozialismus erziehen. Freie und selbstständige Literaturproduktion und -rezeption existierte praktisch nicht: Den Autoren wurde vorgeschrieben, worüber diese zu schreiben hatten, den Lesern, was sie lesen durften und was nicht.

     Sozialistischer Realismus und Bitterfelder Weg

Der Sozialistische Realismus war eine Stilrichtung, die in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts in der Sowjetunion entstand und für alle Kunstformen verbindlich war. Diese Stilrichtung wurde auch in der DDR aufgegriffen. In der Literatur stand oft ein positiver Held im Mittelpunkt, der Vorbild für eine sozialistische Idealgesellschaft war.

Mit dem Bitterfelder Weg sollte eine neue Programmatik mit engen ästethischen und thematischen Vorgaben in der Kulturpolitik und Literaturproduktion der DDR eingeläutet werden. Die Trennung zwischen Künstler und Volk sowie zwischen Kunst und gesellschaftlicher Realität wollte man aufheben.

     Ankunftsliteratur (1961-1971)

Der Mauerbau zwischen Ost- und Westberlin hatte große Auswirkungen auf die Literatur des nächsten Jahrzehnts. Viele Autoren wandten sich nun den eigenen alltäglichen Lebensbedingungen in der DDR zu. Charakteristisch für die Romane der Ankunftsliteratur ist ein junger Held, der mit den sozialistischen Lebensverhältnissen in Konflikt gerät, sich aber schließlich diesen doch wieder zuwendet und im Sozialismus ankommt.

Beispielhaft für die Ankunftsliteratur ist der Roman mit dem programmatischen Titel Ankunft im Alltag (1961) von Brigitte Reimann. Die Ankunftsromane sind Entwicklungs- und Bildungsromane. Die Probleme bei der Erziehung zu einer sozialistischen Persönlichkeit, die Entwicklung einer sozialistischen Produktionsweise und Bewusstseins und Konflikte zwischen Individuum und Gesellschaft standen dabei oft im Mittelpunkt.

In den sechziger Jahren war auch der Beginn des schriftstellerischen Schaffens von Christa Wolf. Mit dem Roman Der geteilte Himmel (1963), der vom Mauerbau und der Teilung Deutschlands handelte, schaffte sie den Durchbruch und wurde schlagartig bekannt. Auch ihr Roman Nachdenken über Christa T. (1969) erregte große Aufmerksamkeit.

Zu den wichtigsten Vertretern der Lyrik der sechziger Jahre gehörten Wolf Biermann, Volker Braun, Sarah Kirsch, Günter Kunert und Reiner Kunze.

     Kritik am Sozialismus (1971-1990)

Das Ende der Ära Walter Ulbricht, der 1971 von Erich Honecker abgelöst wurde, läutete eine Wende in der Literatur der DDR ein. Im Mittelpunkt stand nun das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, das z. B. in Ulrich Plenzdorfs Die neuen Leiden des jungen W. thematisiert wurde.

Der Liedermacher Wolf Biermann setzte sich konsequent kritisch mit der DDR auseinander und erhielt dafür auch öfters Aufführungsverbote. Zum Eklat kam es, als Biermann 1976 ein in Köln offiziell genehmigtes Konzert gab und ihm die Rückkehr in die DDR verweigert wurde. In einem offenen Brief forderten zahlreiche Schriftsteller vergebens, die Ausbürgerung Biermanns zurückzunehmen.

Viele Autoren verließen in der Folgezeit die DDR und übersiedelten in den Westen, z. B. Sarah Kirsch und Günter Kunert. Andere Autoren wurden vom DDR-Schriftstellerverband ausgeschlossen oder traten selbst aus.

Ihre Erfahrungen als Schriftsteller in der DDR und den damit verbundenen Schwierigkeiten verarbeiteten viele Autoren nach der Wende, z. B. Reiner Kunze in Deckname Lyrik (1990) oder Erich Loest in Der Zorn des Schafes (1990).

Literarische Formen in der DDR

  • Aufbauroman
  • Ankunftsroman

Vertreter der Literatur der DDR

  • Johannes R. Becher (1891-1958)
  • Jurek Becker (1937-1997)
  • Wolf Biermann (*1936)
  • Johannes Bobrowski (1917-1965)
  • Volker Braun (*1939)
  • Bertolt Brecht (1898-1956)
  • Stephan Hermlin (1915-1997)
  • Stefan Heym (1913-2001)
  • Hermann Kant (1926-2016)
  • Sarah Kirsch (1935-2013)
  • Günter Kunert (1929-2019)
  • Reiner Kunze (*1933)
  • Erich Loest (1926-2013)
  • Monika Maron (*1941)
  • Heiner Müller (1929-1995)
  • Ulrich Plenzdorf (1934-2007)
  • Brigitte Reimann (1933-1973)
  • Anna Seghers (1900-1983)
  • Erwin Strittmatter (1912-1994)
  • Christa Wolf (1929-2011)
  • Arnold Zweig (1887-1968)

Werke der Literatur der DDR

  • Wegschilder und Mauerschriften (Gedichte, 1950) – Günter Kunert
  • Tinko(1954) – Erwin Strittmatter
  • Der Lohndrücker (1956) – Heiner Müller
  • Ankunft im Alltag (Roman, 1961) – Brigitte Reimann
  • Sarmatische Zeit (Gedichte, 1961) – Johannes Bobrowski
  • Ole Bienkopp (Roman, 1963) – Erwin Strittmatter
  • Der geteilte Himmel (Erzählung, 1963) – Christa Wolf
  • Die Aula (Roman, 1965) – Hermann Kant
  • Die Drahtharfe (1965) – Wolf Biermann
  • Deutschland Ein Wintermärchen (1965) – Wolf Biermann
  • Ödipus Tyrann (Schauspiel, 1967) – Heiner Müller
  • Jakob der Lügner (Roman, 1968) – Jurek Becker
  • Nachdenken über Christa T. (Roman, 1968) – Christa Wolf
  • Die neuen Leiden des jungen W. (1972) – Ulrich Plenzdorf
  • Hinze und Kunze (Schauspiel, 1973) – Volker Braun
  • Die wunderbaren Jahre (1976) – Reiner Kunze
  • Es geht seinen Gang oder Mühen in unserer Ebene (Roman, 1978) – Erich Loest
  • Kein Ort. Nirgends. (1979) – Christa Wolf
  • Störfall. Nachrichten eines Tages (1987) – Christa Wolf

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