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Epoche: Nachkriegsliteratur
Die Nachkriegsliteratur wird oft auch als „Trümmerliteratur“ und „Kahlschlagliteratur“ bezeichnet. Mit Trümmer sind nicht nur die in Schutt und Asche liegenden Städte gemeint, sondern auch die zerstörten Ideale und Utopien, die Wirklichkeit des Krieges und die Erfahrungen zwischen Tod und Überleben innerhalb der Trümmer.
Historischer Hintergrund
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands. Nach dem Abwurf der amerikanischen Atombomben am 6. und 9. August 1945 auf Hiroshima und Nagasaki kapitulierte auch Japan.
Auf der Potsdamer Konferenz im August 1945 beschlossen die Siegermächte die Aufteilung Deutschlands und Berlins in vier Besatzungszonen (Sowjetische, Englische, Amerikanische und Französische Besatzungszone), die Entwaffnung, Entnazifizierung und die Demokratisierung.
Am 7. Oktober 1949 wurde die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik mit Genehmigung der UdSSR verkündet. Am 07. September 1949 wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Mit der Etablierung der beiden deutschen Einzelstaaten 1949 war die politische Teilung Deutschlands vollzogen.
Nachkriegsliteratur
Die Nachkriegsliteratur war auf vielfache Weise gespalten: Ein Teil der Autoren bemühte sich um eine Verarbeitung der NS-Diktatur, ein anderer Teil um die Verdrängung; es bestand eine Kontroverse zwischen Innerer Emigration und Exilliteratur; bald vollzog sich auch eine politische Trennung mit der Etablierung der beiden deutschen Einzelstaaten.
In der Sowjetischen Besatzungszone fand die Verarbeitung der Vergangenheit von vielen zurückgekehrten Exilautoren eine breite Öffentlichkeit. Zu ihnen gehörten unter anderem Bertolt Brecht, Anna Seghers, Johannes Becher, Arnold Zweig, Stephan Hermlin und Stefan Heym.
Exilautoren, die wie Alfred Döblin in die westlichen Besatzungszonen zurückgekehrt waren, mussten bald feststellen, dass ihr Engagement zur Aufarbeitung der Vergangenheit nicht sehr erwünscht war. Stattdessen setzten sich allmählich konservative Autoren durch, die jüngste Vergangenheit verdrängte man.
Gruppe 47
Die Gruppe 47 war ein Netzwerk von Autoren und Verlegern, die sich einmal jährlich für 3 Tage zu einer Versammlung trafen. Eingeladene Nicht-Mitglieder konnten dabei ihre noch nicht veröffentlichte Werke vorstellen. Die erste Lesung wurde von Wolfdietrich Schnurre mit seiner Erzählung Das Begräbnis eröffnet.
Die Gruppe 47 galt auch als Talentschmiede, da viele der vorlesenden Autoren später große Bekanntheit erlangten, z. B. Ilse Aichinger, Ingeborg Bachmann, Heinrich Böll, Paul Celan, Günter Eich, Günter Grass, Wolfgang Hildesheimer, Uwe Johnson, Wolfdietrich Schnurre und Martin Walser.
Lyrik
Die Lyrik wurde in der Nachkriegsliteratur aus dem folgenden Grund zur wichtigsten Gattung: Die Prosa erschien vielen Autoren durch die nationalistische Sprache als verunglimpft und unglaubwürdig. Viele Autoren sahen daher in der Lyrik die beste Möglichkeit, ihre Empfindungen und Erfahrungen auszudrücken.
Prosa
Die wichtigste Prosaform in der Nachkriegszeit war die Kurzgeschichte. Sie wurde von vielen Autoren, besonders von Borchert und Schnurre, genutzt. Als Vorbild hatten sie die amerikanische short story sowie die Autoren William Faulkner, Ernest Hemingway und Edgar Allan Poe. Zu den bekanntesten Kurzgeschichten Borcherts gehören: Die Küchenuhr, An diesem Dienstag und Die Kirschen.
Drama
Auf den Bühnen der Nachkriegszeit gab es ein unterschiedliches Bild in der Sowjetischen Besatzungszone und den westlichen Besatzungszonen. Während im Osten Werke von Exildramatikern ein großes Publikum fanden, wurden im Westen Lessings Nathan und Goethes Iphigenie wieder aufgeführt.
Von den in der Nachkriegszeit entstandenen Theaterstücken gab es nur wenige, die ein großes Publikum fanden: Borcherts Draußen vor der Tür (1947) und Zuckmayers Des Teufels General (1946).
Brecht, dem die Einreise nach Westdeutschland verweigert wurde, übersiedelte 1949 nach Ostberlin, wo er zusammen mit Helene Weigel das Berliner Ensemble gründete. Mutter Courage wurde im gleichen Jahr uraufgeführt.
Literarische Formen in der Nachkriegsliteratur
- Kurzgeschichte
Kurzgeschichte: Die Kurzgeschichte ist eine leicht überschaubare epische Kurzform, die selten länger als 5 DIN-A4-Seiten ist. Sie zeigt einen Ausschnitt aus einer Handlung oder einem Raum und gibt einen wichtigen Lebensabschnitt eines Menschen wieder. Die handelnden Figuren werden nur gezeigt, sie können nicht entwickelt werden. Eine Einleitung fehlt häufig, das Ende ist meist offen.
Vertreter der Nachkriegsliteratur
- Johannes R. Becher (1891-1958)
- Bertolt Brecht (1898-1956)
- Wolfgang Borchert (1921-1947)
- Paul Celan (1920-1970)
- Günter Eich (1907-1972)
- Nelly Sachs (1891-1970)
- Arno Schmidt (1914-1979)
- Wolfdietrich Schnurre (1920-1989)
- Günther Weisenborn (1902-1969)
- Carl Zuckmayer (1896-1977)
Werke der Nachkriegsliteratur
- Moabitter Sonette (1945) – Haushofer
- Heimkehr (1946) – Becher
- An diesem Dienstag (1946) – Borchert
- Die Illegalen (1946) – Weisenborn
- Des Teufels General (1946) – Zuckmayer
- Draußen vor der Tür (1947) – Borchert
- Jeder stirbt für sich allein (1947) – Fallada
- Doktor Faustus (1947) – Thomas Mann
- In den Wohnungen des Todes (1947) – Nelly Sachs
- Der letzte Rittmeister (1952) – Bergengruen
- Mohn und Gedächtnis (1952) – Celan